10. Dezember 2018 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick
Hektische Vorweihnachtszeit
Der «Samichlaus» hat es mit den Anlegern in diesem Jahr nicht besonders gut gemeint. Anstelle von süssen Geschenken gab es am 6. Dezember eine herbe Kurskorrektur. Der SMI gab um 3.1 Prozent nach und fiel dabei zum ersten Mal seit Ende Oktober unter die Marke von 8’700 Punkten. Gegenüber dem noch drei Tage zuvor erreichten Zwei-Monats-Hoch hatte der heimische Leitindex damit 5.6 Prozent verloren. Gleich dem «Schmutzli» sorgt einmal mehr der Handelsstreit zwischen den USA und China unter Investoren für Angst und Schrecken. Dabei sah es nach dem G20-Gipfel noch ganz nach einer Entspannung aus. US-Präsident Donald Trump und Chinas Machthaber Xi Jinping hatten sich in Buenos Aires auf eine 90-tägige Atempause verständigt und damit das jüngste Top beim SMI erst ermöglicht.
Wie brüchig der Burgfrieden ist, zeigte sich am 5. Dezember, als Meng Wanzhou, Finanzchefin des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei, in Kanada verhaftet wurde. Die Aktion steht unbestätigten Medienberichten zufolge im Zusammenhang mit der Missachtung der US-Sanktion gegen den Iran. Die Managerin muss demnach mit einer Auslieferung in die USA rechnen. Marktbeobachter befürchten nun, dass Peking mit einem Widerruf der jüngsten Vereinbarungen im Zollstreit reagiert. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 06.12.2018)
Angstbarometer schlägt nach oben aus
Wie auch immer: Die mögliche Jahresendrallye wurde zunächst im Keim erstickt. Stattdessen hat die Intensität der Kursausschläge an den Aktienmärkten noch einmal zugenommen. Beispielsweise schnellte der VSMI, dieser Gradmesser zeigt die Volatilität der im SMI Index enthaltenen Aktien, am 6. Dezember um mehr als ein Viertel nach oben (siehe Grafik). Laut dem Chief Investment Office von UBS Global Wealth Management (CIO GWM) dürfte die Börsenhektik im kommenden Jahr generell zunehmen. Will heissen, Anleger werden sich 2019 auf eine höhere Volatilität einstellen müssen. Dieses Urteil ist Teil von «Year Ahead», dem Ausblick des weltweit führenden Vermögensverwalters. Am 6. Dezember hat UBS diese viel beachtete Publikation vorgelegt.
So viel vorab: Eine Rezession halten die Experten für unwahrscheinlich. Gleichwohl rechnen sie damit, dass sich das globale Wirtschaftswachstum von 3.8 Prozent im laufenden Jahr auf 3.6 Prozent im 2019 abschwächt. Gleichzeitig werden die Unternehmensgewinne langsamer steigen. Laut CIO GWM reflektieren die Kurse vieler finanzieller Vermögenswerte die ungewissen Aussichten bereits. Vor diesem Hintergrund geht die UBS Vermögensverwaltung mit einer übergewichteten Position in globalen Aktien in das neue Jahr. Gleichzeitig raten die Kapitalmarktprofis angesichts eines fortschreitenden Marktzyklus zur Diversifizierung und Absicherung. «Anleger sollten an ihren Positionen in globalen Aktien festhalten, sich aber auch auf Volatilität am Markt vorbereiten», bringt Mark Haefele, Chief Investment Officer bei CIO GWM, den Ausblick auf den Punkt. Den gesamten Bericht «Year Ahead» mit detaillierten Prognosen und Anlageempfehlungen finden Sie unter ubs.com/cio. (Quelle: UBS, Medienmitteilung, 06.12.2018)
Notenbanken im Fokus
Natürlich spielt die Geldpolitik beim Blick nach vorne eine wichtige Rolle. Bereits in der neuen Woche dürfte dieses Thema die Märkte beschäftigen. Am Donnerstag, 13. Dezember melden sich EZB und SNB zu Wort. Um 9:30 Uhr publiziert zunächst die Schweizerische Nationalbank ihre finale Geldpolitische Lagebeurteilung des Jahres. Ausserdem nimmt sie an einem Mediengespräch zur aktuellen Beschlusslage und den weiteren Aussichten Stellung. Um 13:45 Uhr ist die Europäische Zentralbank an der Reihe. Es wird allgemein erwartet, dass sie nach der Sitzung des EZB-Rats das Auslaufen der milliardenschweren Anleihenkäufe per Ende Jahr bekannt gibt. Dadurch würde der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik formell eingeläutet. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 05.12.2018) Spannung verspricht die Medienkonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi. Der Italiener könnte wichtige Fingerzeige dahingehend liefern, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmass die Zentralbank den Straffungskurs 2019 intensiviert.
Showdown in London
Sowohl auf Draghis Aussagen als auch die Wortwahl der SNB könnte die bereits am morgigen Dienstag, 11. Dezember, im britischen Parlament anstehende Brexit-Abstimmung Einfluss nehmen. Um 20:00 Uhr unserer Zeit soll im Unterhaus das Votum zu dem von Theresa May mit der EU ausgehandelten Vertrag über einen geregelten EU-Austritt beginnen. Vor diesem mit Spannung erwarteten Termin war keine Mehrheit für den Vorschlag der Premierministerin in Sicht. Sollte May tatsächlich scheitern, hätte ihre Minderheitsregierung 21 Tage Zeit, um das weitere Verfahren zu erläutern. Zu den denkbaren Szenarien zählt ein Rücktritt der Premierministerin genau so, wie ein Misstrauensvotum gegen sie oder ein zweites Brexit-Referendum. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 04.12.2018) Fest steht: Weihnachtliche Ruhe ist an den Börsen vorerst nicht in Sicht.
VSMI 1 Jahr
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