28. Januar 2019 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick
Bilanzsaison nimmt Fahrt auf
Kaum zu glauben, aber die Aktienmärkte zeigen sich weiterhin unbeeindruckt von den aktuellen Geschehnissen auf der politischen Weltbühne. Das beste Beispiel liefern die USA. 37 Tage hält die aktuelle Haushaltssperre in der US-Regierung in Übersee mittlerweile an, der längste «Government Shutdown» in der US-Geschichte. Den bisherigen Negativ-Rekord hielt Bill Clinton im Jahr 1995 mit 21 Tagen. Dies dürfte nicht ohne Auswirkungen auf die Wirtschaft bleiben. Einer Reuters-Umfrage vom 24. Januar zufolge wird der Shutdown das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal spürbar beeinträchtigen. Im Schnitt rechnen die Volkswirte mit einer Verringerung des BIP um 0,3 Prozentpunkte.
Stabile Aktienmärkte
Der Wall Street merkt man diese Wachstumssorgen nicht an. Der S&P 500 legte seit dem Beginn der Haushaltssperre am 21. Dezember 2018 um knapp sieben Prozent zu (Stand: 25.01.2019). Aber auch in Europa zeigen sich die Anleger von den lauernden Konjunkturrisiken und des weiterhin ungelösten Brexit unbeeindruckt. Beim EURO STOXX 50 steht seit Jahresbeginn ein Plus von vier Prozent zu Buche, der SMI avancierte gar um mehr als sechs Prozent. Und selbst der britische FTSE 100 Index liegt seit Silvester im Plus.1
Während in Grossbritannien alle Augen auf Theresa May gerichtet sind, die Premierministerin muss dem Unterhaus am 29. Januar einen neuen Vorschlag unterbreiten, konzentrieren sich die Investoren auf dem europäischen Festland auf die neuesten Wirtschaftsdaten. Diese fielen zuletzt allerdings eher enttäuschend aus. So tauchte der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone im Januar überraschend um 0,4 Punkte auf 50,7 Zähler ab, der schwächste Wert seit fünfeinhalb Jahren. Die aufziehenden Wolken am Konjunkturhimmel blieben der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht verborgen. Auf der ersten Zinssitzung im neuen Jahr lies Chef Mario Draghi vergangenen Donnerstag durchblicken, dass die für dieses Jahr geplante Zinserhöhung wohl noch hinausgezögert werden dürfte. Folglich gehen die Geldmärkte nunmehr nur noch von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent für eine Anhebung in 2019 aus, vor der EZB-Sitzung waren es noch 45 Prozent. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 24.01.2019)Positive Berichterstattung
Eine weiterhin expansive Geldpolitik wird an den Aktienmärkten gerne gesehen. Darüber hinaus bekommen die Kurse derzeit von der angelaufenen Bilanzsaison Unterstützung. 22 Prozent der S&P 500-Mitglieder haben bereits Ergebnisse für das vierte Quartal 2018 gemeldet, 71 Prozent davon schnitten beim Gewinn je Aktie besser als erwartet ab. Insgesamt liegen die Ergebnisse im Durchschnitt 3,0 Prozent über den Schätzungen. Aktuell beträgt die Gewinnwachstumsrate für den S&P 500 10,9 Prozent. Sollte es dabei bleiben, wäre dies das erste Mal seit dem vierten Quartal 2017, dass die Steigerungsrate unter der 20-Prozent-Marke liegt. (Quelle: Factset 25.01.2019)
Noch nicht besonders gross in Erscheinung getreten ist der Technologiesektor in der aktuellen Zahlensaison. Ein erstes Highlight setzte IBM. «Big Blue» konnte die Erwartungen der Analysten unter anderem dank gut laufender Geschäfte in einigen der neueren Bereiche wie Cloud, Datenanalyse und künstlicher Intelligenz übertreffen. Ab der laufenden Woche kommt nun Bewegung in den Sektor. Mit Apple, Microsoft, Facebook, Amazon und Alphabet – um nur einige zu nennen – gewähren die Schwergewichte in den kommenden Tagen Einblick in ihre Bücher. Passend dazu steht noch bis zum 30. Januar ein Worst of Kick-In GOAL auf das Tech-Trio Facebook, Alphabet und Microsoft (Symbol: KDAHDU) in Zeichnung. Die Konditionen: Ein Coupon von 9.00% p.a. sowie eine Barriere bei 60 Prozent der Starkurse.2Spannendes Pharma-Duo
Aber auch hierzulande kommt die Bilanzsaison allmählich in Fahrt. Zum Beispiel werden die SMI-Schwergewichte Roche und Novartis ihre Zahlenkränze vorstellen. Beim Erstgenannten geht der Markt davon aus, dass die Profitabilität im zweiten Halbjahr 2018 aufgrund eines erwarteten Margenrückgangs in der Division Diagnostics leicht zurückgehen wird. Besonders spannend dürfte bei Roche der Ausblick werden: Hier erwartet der Markt nämlich ein Übergangsjahr. Der von Thomson Reuters veröffentlichte Analystenkonsens rechnet mit einem stagnierenden Ergebnis je Aktie. Auch bei Novartis dürfte sich der Fokus der Investoren auf die Prognose für das Geschäftsjahr 2019 konzentrieren. Anders als bei Roche geht der Konsens hier von einer weiteren Margenausweitung aus, die zu einem Wachstum des Kerngewinns führen soll. Nach einem erwarteten Profit von 5,09 US-Dollar je Aktie in 2018 wird ein Gewinn von 5,33 US-Dollar in 2019 erwartet – ein Plus von 2,9 Prozent. (Quelle: UBS IB Research, Stand: 18.01.2019)
Wichtige Unternehmenstermine
Datum | Quartalszahlen |
29.01.2019 | Apple |
30.01.2019 | Novartis |
30.01.2019 | Tesla |
30.01.2019 | Alibaba |
30.01.2019 | |
30.01.2019 | Microsoft |
31.01.2019 | Roche |
31.01.2019 | Amazon |
04.02.2019 | Alphabet |
Quelle: Thomson Reuters, 25.01.2019
1) Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
2) Risikohinweis: Kick-In GOALs sind nicht kapitalgeschützt. Notiert einer der Basiswerte während der Laufzeit einmal auf oder unter dem jeweiligen Kick-In Level, kann die Tilgung am Verfalltag durch Bartilgung entsprechend der (vom Strike aus) schwächsten Performance aus dem Trio erfolgen (höchstens jedoch zum Nominalwert zuzüglich Coupon). In diesem Fall sind Verluste wahrscheinlich. Zudem trägt der Anleger bei strukturierten Produkten das Emittentenrisiko, so dass das eingesetzte Kapital – unabhängig von der Entwicklung des Basiswertes – im Falle einer Insolvenz der UBS AG verloren gehen kann.
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