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29. April 2019 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick

Im Wechselbad der Gefühle

«Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt» – diese Gefühlsschwankungen zwischen zwei Extremen standen in der vergangenen Woche an der Tagesordnung, zumindest was die Unternehmensberichte anging. Negative Nachrichten kamen beispielsweise aus der Auto- und Flugzeugindustrie. So verbuchte Daimler kurz vor dem Ende der Ära Dieter Zetsche, der CEO tritt Ende Mai ab, einen höher als erwarteten Gewinnschwund. Eine noch tiefere Bremsspur zeigte sich bei Tesla.

Der US-Elektroautobauer tauchte nach zwei Quartalen mit Gewinn wieder in die Verlustzone ab. Zwischen Januar und März türmte sich ein Fehlbetrag von 702 Millionen US-Dollar auf. Hinzu kommt noch, dass sich die Barmittel des Konzerns um 1.5 auf 2.2 Milliarden US-Dollar verringerten, was Spekulationen über eine Kapitalerhöhung befeuerte. Die Gemengelage sorgte bei der Aktie für ein sattes Wochenminus von 14 Prozent.* (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 25.04.2019)

Kalte Duschen

Probleme verursacht auch die Misere bei der 737-MAX-Serie von Boeing. Nicht nur der Flugzeugbauer selbst gab deshalb seinen Ausblick für das Gesamtjahr auf, auch American Airlines sowie Norwegian Air Shuttle leiden besonders unter dem Stillstand der Maschinen. Erstgenannter Konzern erwartet zusätzliche Kosten von 350 Millionen US-Dollar und rückt daher vom ursprünglichen Gewinnziel für 2019 ab. Der norwegische Billigflieger gab dagegen bekannt, dass das Risiko gestiegen sei, dass das Unternehmen wie geplant in diesem Jahr in die schwarzen Zahlen fliegt. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 25.04.2019)

Überraschende Verluste gab es auch noch in anderen Branchen zu beklagen. So rutschte der Netzwerkausrüster Nokia im ersten Quartal in den roten Bereich. Das Unternehmen, das sich vor allem auf den neuen Mobilfunkstandard 5G ausgerichtet hat, leidet noch unter der Investitionszurückhaltung der Netzbetreiber. Allerdings gehen die Finnen davon aus, dass es im zweiten Halbjahr besser wird. Daher hielt Nokia auch seine Prognose für das Gesamtjahr aufrecht. Investoren gaben sich damit aber nicht zufrieden und schickten den Titel rund 10% in die Tiefe.* (Quelle: Nokia, Pressemitteilung, 25.04.2019)

Florierender Gesundheitssektor

Auf der anderen Seite kam es auch zu erfreulichen Nachrichten Seitens der Unternehmen. Auf eine glänzende Woche blickt zum Beispiel die Gesundheitsbranche zurück. So legte der französische Pharmakonzern Sanofi im ersten Quartal bei Umsatz und Gewinn stärker zu als von Analysten erwartet. Die Geschäfte angekurbelt hat die Sparte Genzyme, die auf Medikamente gegen seltene Krankheiten spezialisiert ist. Der britische Konkurrent AstraZenenca wiederum übertraf die Prognosen aufgrund hoher Verkäufe von Krebsmedikamenten. (Quelle: Thomson Reuters, Medienberichte, 26.04.2019) Hierzulande sorgte Novartis für eine positive Überraschung: Nach einem guten Jahresstart hob das Unternehmen seine Gewinnprognose an. Für 2019 erwartet Novartis nun eine Steigerung des operativen Kernergebnisses um einen hohen einstelligen Prozentsatz, anstatt einer Steigerung im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich wie bisher kommuniziert. (Quelle: Novartis, Pressemitteilung, 24.04.2019)

Auch die beiden US-Konzerne Celgene und Bristol-Myers Squibb (BMS) legten überzeugende Daten vor. Wachstumstreiber bei BMS waren insbesondere das Krebsmittel Opdivo sowie der Gerinnungshemmer Eliquis (Quelle: Bloomberg, Medienbericht, 25.04.2019) Die Aktie ging im Zuge der positiven Berichterstattung nach einer längeren Abwärtsphase auf Erholungskurs. Dabei übersprang der BMS-Kurs das Cap des kürzlich emittierten BLOC (Symbol: BMYNNU) bei 45 US-Dollar. Sollte der Basiswert am Laufzeitende am 17.04.2021 mindestens auf dem Höchstbetrag notieren, Kursavancen sind also nicht nötig, wirft das Discount-Zertifikat eine Rendite von 13.5 Prozent p.a. ab.

Neue Impulse aus Makro- und Mikroökonomie

Seitens der Konjunktur kam es Ende vergangener Woche noch zu einem Highlight. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA expandierte zwischen Januar und März mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3.2 Prozent. Ökonomen hatten dagegen nur mit einem Plus von 2.0 Prozent gerechnet. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 26.04.2019) Ob die Eurozone ebenfalls positiv überraschen kann, wird sich diese Woche am Dienstag zeigen. In der Schweiz stehen zwar noch keine BIP-Zahlen an, allerdings geben einige Daten wie der KOF-Indikator am Dienstag oder auch der Einkaufsmanagerindex am Donnerstag Aufschluss über die Verfassung der heimischen Wirtschaft. Auch in Übersee wird es erneut spannend. Am Mittwoch verkündet die US-Notenbank ihren Zinsentscheid, am Freitag werden die viel beachteten Beschäftigungszahlen veröffentlicht. Nach einer Umfrage des Datenanbieters Refinitiv wird ein Plus von 180’000 erwartet.

Im Zentrum des Geschehens bleibt in dieser Woche erneut die Berichtssaison zum ersten Quartal. Neben der Google-Mutter Alphabet (Montag) sowie den US-Grosskonzernen Apple und McDonalds (beide Dienstag), wird auch der Autobauer Volkswagen sowie die beiden Schweizer SMI-Mitglieder ABB und Swisscom (alle Donnerstag) ihre Bücher öffnen. Am Freitag stehen dann noch Zahlen von FiatChrysler, Swiss Re sowie der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von Investorenlegende Warren Buffett an.

Bristol-Myers Squibb (5 Jahre)*

Quelle: Thomson Reuters, 29.04.2019

¹) Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.

Wichtige Konjunkturtermine

Datum Uhrzeit Land Unternehmen
29.04.2019 11:00 EZ Geschäftsklimaindex
30.04.2019 08:00 DE GfK Verbrauchervertrauen
30.04.2019 09:00 CH KOF Leitindikator
30.04.2019 11:00 EZ Bruttoinlandsprodukt
30.04.2019 15:45 US Chicago Einkaufsmanagerindex
30.04.2019 16:00 US Verbrauchervertrauen
01.05.2019 16:00 US ISM verarbeitendes Gewerbe
01.05.2019 20:00 US Fed Zinssatzentscheidung
02.05.2019 08:30 CH Einzelhandelsumsätze
02.05.2019 09:30 CH Einkaufsmanagerindex
02.05.2019 13:00 UK BoE Zinssatzentscheidung
03.05.2019 09:30 CH Verbraucherpreisindex
03.05.2019 11:00 EZ Verbraucherpreisindex
03.05.2019 14:30 US Arbeitslosenzahlen
03.05.2019 15:45 US Einkaufsmanagerindex

Quelle: Thomson Reuters

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