2. Dezember 2019 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick
Jahresendrallye auf der Kippe
Wieder einmal war es die Wall Street, die in den zurückliegenden vier Wochen an den Börsen den Takt vorgab. Um 3.4 Prozent avancierte der S&P 500 im November und wies damit SMI & Co. in die Schranken. Zwar hat der US-Aktienmarkt mit einem Zuwachs von etwas mehr als einem Fünftel auch seit Jahresbeginn die Nase vorne, allerdings liegt der SMI in dieser Zeitperiode nur hauchdünn dahinter.* (siehe Grafik)
Dem Westen hinterher
Abgeschlagen ist dagegen der Nikkei 225. Dass Japans Aktienmarkt nur mit angezogener Handbremse unterwegs ist, könnte unter anderem mit der Anhebung der Mehrwertsteuer zusammenhängen. Die Regierung schraubte am 1. Oktober die Abgabe von acht auf zehn Prozent nach oben und sorgte damit für einen Umsatzeinbruch im Einzelhandel. Deren Geschäfte reduzierten sich im Oktober um satte 7.1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 28.11.2019) Laut eines Berichts der Zeitung „Nikkei“ vom Samstag, 30. November erwägt die japanische Regierung allerdings ein Konjunkturpaket im Volumen von umgerechnet mehr als 83 Milliarden Euro, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Nicht nur die Mehrwertsteuererhöhung bereitet den Investoren in Fernost sorgen, auch der Handelsstreit zwischen China und den USA schlägt auf das Gemüt. Keimten zuletzt Hoffnungen auf eine baldige Unterzeichnung eines Abkommens der beiden Streithähne auf, könnte diese nun wieder zerstört werden. US-Präsident Donald Trump hat nämlich am Mittwoch vergangener Woche ein Gesetz zur Unterstützung der Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong unterzeichnet. Daraufhin drohte Chinas Aussenministerium mit „harten Gegenmassnahmen“. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 28.11.2019)
Diese erneuten Spannungen zwischen den USA und China drohen nach dem sensationellen Jahresverlauf nun die Stimmung an den Börsen im letzten Monat zu verderben. Auch wenn den Aktienindizes das positive Gesamtergebnis kaum mehr zu nehmen sein dürfte, könnte es im Dezember durchaus holprig werden.* Damit droht auch die schon vielerorts zitierte Jahresendrallye zu platzen.
Never Ending Story
Noch aber ist nichts entschieden, Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping könnten den Börsen durchaus ein „Weihnachtsgeschenk“ machen. Abseits der Auseinandersetzung der Regierungschefs müssen sich Anleger im Dezember aber noch mit einer weiteren politischen Baustelle auseinandersetzen: Grossbritannien. Für den 12. Dezember ist die Parlamentswahl geplant. Neuesten Umfragen zufolge könnten die Tories von Premierminister Boris Johnson die absolute Mehrheit erlangen. In einem derartigen Fall gehen Experten davon aus, dass Johnson seinen Brexit-Deal durch das Unterhaus bringt und das Land zum 31. Dezember offiziell aus der EU ausscheidet – wodurch die lange Phase der Unsicherheit eine Ende finden würde. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 29.11.2019)
Termine im Überblick
Wer sich nach dem 1. Advent am gestrigen Sonntag nun auf besinnliche Tage einstellt, könnte sich zu früh freuen. Denn noch ist der Terminkalender ordentlich gefüllt. Gleich zwei Mal treten die Notenbanken in Erscheinung: Am Montag ist die neue EZB-Chefin Christine Lagarde im Europäischen Parlament zu Gast und wird voraussichtlich einen ersten Einblick in die künftige Geldpolitik geben. Am Dienstag kommt es in Australien zu einer Zinsentscheidung. Zuletzt hatten die hiesigen Währungshüter im Juni, Juli und Oktober mit einer Senkung von jeweils 0.25 Prozent für Aufsehen gesorgt.
Dies- und jenseits des Atlantiks werden diese Woche auch die Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht und geben einen Einblick in die Stimmung des Dienstleistungssektors sowie der Industrie. Wie es um den wichtigen US-Arbeitsmarkt bestellt ist, erfahren Anleger am Donnerstag und Freitag. Experten erwarten für November die Schaffung von 183’000 neuen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft, im Vormonat lag das Plus bei 128’000. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 29.11.2019)
Performance ausgewählter Indizes November 2019 und Januar bis November 2019*
Quelle: Thomson Reuters, Stand: 01.12.2019
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Termine
Datum |
Zeit |
Land |
Ereignis |
02.12.2019 |
08:30 |
CH |
Einzelhandelsumsätze |
02.12.2019 |
09:30 |
CH |
SWME – Einkaufsmanagerindex |
02.12.2019 |
16:30 |
EZ |
ISM verarbeitendes Gewerbe |
03.12.2019 |
01:30 |
AU |
RBA Zinssatzentscheidung |
03.12.2019 |
08:30 |
CH |
Verbraucherpreisindex |
04.12.2019 |
10:00 |
EZ |
Einkaufsmanagerindex |
04.12.2019 |
15:45 |
US |
Einkaufsmanagerindex |
04.12.2019 |
16:00 |
US |
ISM nicht verarbeitendes Gewerbe |
05.12.2019 |
11:00 |
EZ |
Einzelhandelsumsätze |
05.12.2019 |
11:00 |
EZ |
BIP zweite Schätzung |
05.12.2019 |
14:30 |
US |
Erstanträge Arbeitslosenunterstützung |
06.12.2019 |
14:30 |
US |
Arbeitslosenquote |
Quelle: Thomson Reuters, Stand: 29.11.2019
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