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16. März 2020 – UBS Thema im Fokus

Börsianer zwischen Panik und Hoffnung

Die Welt ist in der Zwangspause: Nicht nur Schulen, Restaurants und Einkaufszentren sind geschlossen, auch immer mehr Grenzen werden dicht gemacht. Damit kommt das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen. Die Gefahr ist nun, dass die vom Corona-Virus ausgehende weltweite Gesundheitskrise die nächste Wirtschaftskrise auslöst.

Achterbahnfahrt

An den Börsen wird eben dieses Szenario gespielt, welches zu historischen Kurseinbrüchen führte. Den enormen Schwankungen lässt sich kaum folgen. Jeder Erholungsversuch wurde wenige Stunden später wieder zu Nichte gemacht. Satte 14 Prozent gab der SMI in der vergangenen Woche nach, damit summieren sich die Verluste auf Monatssicht auf knapp ein Viertel. Ein Erdbeben an den Märkten verursachte unter anderem der von US-Präsident Donald Trump überraschend verhängte Einreisestopp für Europäer. Dies bescherte dem Dow Jones Index am Donnerstag den grössten Kurssturz seit dem «Schwarzen Montag» im Jahr 1987.* (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.03.2020)

Am Freitagabend startete dann der nächste Erholungsversuch. Hoffungen auf Konjunkturhilfen liessen Anleger beherzt zugreifen – vor allem an der Wall Street. Washington erklärte nämlich wegen des Virus-Ausbruchs den Notstand. Dadurch bekommen die Bundesstaaten und Kommunen Zugriff auf Hilfen in Höhe von bis zu rund 50 Milliarden US-Dollar. Der Dow-Jones-Index verzeichnete daraufhin den grössten prozentualen Tagesgewinn seit Oktober 2008.* (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.03.2020)

Immense Geldspritzen

Die Notenbanken sind den Kapitalmärkten ebenfalls zur Seite gesprungen. Nachdem USA und Australien den Anfang machten, zogen vergangene Woche die Bank of England sowie die EZB nach. Die Europäische Zentralbank liess zwar den Schlüsselsatz unverändert, verabschiedete aber ein umfassendes Massnahmenbündel, um die Wirtschaft zu stützen. Dazu zählt unter anderem eine langfristige Liquiditätsversorgung für Banken zu sehr günstigen Bedingungen. Hinzu kommen zusätzliche Anleihenkäufe. Fed-Chef Jerome Powell zog wenige Stunden nach der EZB-Entscheidung eine weitere Finanzspritze aus dem Ärmel und stellte den Märkten 1.5 Billionen US-Dollar zur Verfügung, um auf die «höchst ungewöhnlichen Erschütterungen» an den Staatsanleihemärkten zu reagieren. (Quelle: FAZ, Medienbericht, 12.03.2020)

Powell ist mit seinen Hilfen aber noch nicht am Ende, am Wochenende schlug er erneut überraschend zu und senkte noch vor der regulären Fed-Sitzung am Mittwoch den Zins um einen satten Prozentpunkt. Die neue Spanne liegt nun bei null bis 0.25 Prozent. Am Montagmorgen zog dann die BoJ nach. Die Bank of Japan fährt unter anderem die Ankäufe börsennotierter Fonds, sogenannter ETFs, und anderer riskanter Anlagen hoch. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.03.2020) Auch die SNB ist diese Woche am Drücker. Der heimische Leitsatz liegt bei minus 0.75 Prozent und könnte auf minus 1.00 Prozent gesenkt werden, um der Attraktivität des Schweizer Frankens weiter entgegenzuwirken. Aufgrund der Krise wird der Franken verstärkt als sicherer Hafen angesteuert und wertet immer weiter auf. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die exportorientierte Schweizer Wirtschaft aus. Apropos Konjunktur: Die UBS-Ökonomen haben ihre Prognose für das BIP-Wachstum in diesem Jahr von 1.1 auf 0.7 Prozent reduziert.

Das Zittern geht weiter

Nur wenige Konjunkturdaten stehen diese Woche an, die zeigen könnten, welche Auswirkungen die Coronavirus-Krise auf die Wirtschaft hat. Etwas Einblick darüber könnte der Fed Philadelphia Index am Donnerstag geben. Experten sagen hier einen Rückgang von 36.7 auf 28 Punkte voraus. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.03.2020) Die ganze Aufmerksamkeit werden in den kommenden Tagen neben den Währungshütern von Japan, USA und der Schweiz auch die Regierungen auf sich ziehen. Denn die Hoffnung der Börsianer ruht nun auf milliardenschweren Konjunkturhilfen.

Dow Jones Index (5 Jahre)*

Quelle: Thomson Reuters, Stand: 13.03.2020
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.

Wichtige Termine

Datum

Uhrzeit

Land

Ereignis

17.03.2020

07:45

CH

SECO Wirtschaftsprognose

17.03.2020

11:00

EZ

ZEW – Konjunkturerwartungen 

17.03.2020

13:30

US

Einzelhandelsumsätze 

17.03.2020

k.A.

DE

Volkswagen Geschäftszahlen 

18.03.2020

11:00

EZ

Verbraucherpreisindex 

18.03.2020

k.A.

DE

BMW Geschäftszahlen 

18.03.2020

19:00

US

Fed Zinssatzentscheidung

19.03.2020

04:00

JP

BoJ Zinssatzendscheidung

19.03.2020

09:30

CH

SNB Zinssatzendscheidung 

19.03.2020

13:30

US

Philly-Fed-Herstellungsindex 

19.03.2020

k.A.

CH

Swatch Geschäftszahlen 

19.03.2020

k.A.

CH

Zur Rose Geschäftszahlen 

20.03.2020

08:00

DE

Erzeugerpreisindex

20.03.2020

15:00

US

Hausverkäufe

20.03.2020

k.A.

US

Tiffany Geschäftszahlen 

Quelle: Thomson Reuters, Stand: 13.03.2020

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