22. Juni 2020 – UBS Thema im Fokus
Bündnisse gegen Wirtschaftsflaute und Corona
Auf den Notenbank-Sitzungen in den vergangenen Tagen haben die Währungshüter erneut bewiesen, dass sie an einem gemeinsamen Strang ziehen. So bleibt der Geldhahn weiterhin weit offen: Die SNB hat ihren Leitzins bei minus 0,75 Prozent belassen, die Bank of Japan (BoJ) bei minus 0.1 Prozent. Letztere hat zudem das Kreditpaket für Firmen mit Liquiditätsengpässen von umgerechnet rund 700 Milliarden US-Dollar auf eine Billion US-Dollar erhöht. BoJ-Chef Haruhiko Kuroda machte sogar Hoffnung auf mehr: „Wir werden nicht zögern, weitere Schritte zu unternehmen, falls dies nötig werden sollten.“ (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.06.2020)
Noch keine konjunkturelle Entwarnung
Börsianer nehmen die „Geldgeschenke“ der Notenbanken dankend an und treiben die Aktienmärkte weiter nach oben. Während der Nikkei 225 um knapp ein Prozent im Wochenvergleich zulegte, schaffte der SMI gar ein Plus von mehr als vier Prozent.* Der heimische Leitindex kehrte dabei wieder in den fünfstelligen Bereich zurück. Die aggressiven geldpolitischen Lockerungen, Fiskalhilfen sowie eine allmähliche Öffnung der Weltwirtschaft vertreiben die Rezessionsängste. Der konjunkturelle Abschwung könnte laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auch etwas weniger stark ausfallen als ursprünglich erwartet. Gingen die Ökonomen im April noch von einem BIP-Minus im laufenden Jahr von 6.7 Prozent aus, haben die Experten des Bundes ihre Schätzung neu auf minus 6.2 Prozent revidiert. Allerdings wäre dies immer noch der stärkste Rückgang seit 1975. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.06.2020)
Etwas vorsichtigere Töne waren noch kurz vor dem Wochenende aus Übersee zu vernehmen. Laut dem Chef der Notenbank von Minneapolis, Neel Kashkari, dürfte die wirtschaftliche Erholung länger dauern, als das Fed noch vor wenigen Monaten angenommen hat. In das gleiche Horn blies Amtskollege Eric Rosengren aus Boston. Er verwies auf die ungebrochene Verbreitung des Virus in den USA, was letztlich einen längeren Shutdown nach sich ziehen könnte. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 19.06.2020)
Gesundheitsindustrie auf dem Vormarsch
Der Kampf gegen die Pandemie geht derweil mit vereinten Kräften weiter. Per Anfang Juni forschte die Gesundheitsindustrie an 161 Impfstoff-Kandidaten, 242 Wirkstoffen und mehr als 700 Covid-19-Tests. „Für das Unternehmen, das den Impfstoff hat, wird es ein Gamechanger“, lautet ein Fazit in einer neuesten Analyse von EY. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sieht bis dahin aber noch einen weiten Weg: 97 Prozent der derzeit erprobten Impfstoffe dürften ihrer Ansicht nach fehlschlagen. (Quelle: EY, Medienmiteilung, 15.06.2020)
Um nicht in Rückstand zu geraten, gehen auch die einzelnen Staaten immer ungewöhnlichere Wege. So hat eine europäische Impfstoff-Allianz aus Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden mit dem Pharmakonzern AstraZeneca einen Vertrag geschlossen, sollte dieser bei der Suche nach einem Impfstoff erfolgreich sein. Deutschland beteiligte sich zudem noch an der Biotech-Firma Curevac von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Derweil hat Israel einem Bericht zufolge an einem experimentellen Coronavirus-Impfstoff der US-Biotech-Firma Moderna Interesse angemeldet. Und der französische Präsident Emmanuel Macron startete vergangene Woche eine Initiative, die Herstellung einiger Pharmaprodukte wieder stärker nach Frankreich zurückzuverlagern. Zudem möchte der 42-Jährige, dass sich der heimische Pharmakonzern an der Corona-Impfallianz der EU beteiligt. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.06.2020)
Angesichts der Virus-Krise steht die Gesundheitsindustrie auch an der Börse weiterhin Hoch im Kurs. Dem STOXX Europe 600 Healthcare Index fehlen nur noch wenige Punkte auf das Allzeithoch bei 1’765 Punkten.* Mit dem ETT (Symbol: ETHEA) ist eine 1:1 Partizipation in diesem Sektorindex möglich. Eine Verwaltungsgebühr fällt derzeit nicht an, die Dividenden der Mitglieder werden auf Nettobasis eingerechnet.**
Wichtige Wirtschaftsdaten
Der Hoffnung auf baldige Erfolge bei der Suche nach Wirkstoffen gegen Covid-19 und einer damit einhergehenden Wirtschaftserholung steht aber immer noch die Angst vor einer zweiten Welle der Pandemie gegenüber. Solange diesbezüglich keine Fakten geschaffen werden, sollten Anleger die Konjunkturdaten weiter fest im Auge behalten. Den Anfang in der neuen Woche macht am Dienstag eine Flut von Einkaufsmanagerindizes. Die von Thomson Reuters ermittelten Schätzungen gehen von spürbaren Verbesserungen aus. So wird für den Markit PMI Gesamtindex der Eurozone ein Wert von 41.0 nach 31.9 im Vormonat erwartet. Der US-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen soll derweil von 35.5 auf 43.7 Punkte zulegen. Wie die konjunkturelle Lage hierzulande weiter eingeschätzt wird, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte ZEW-Umfrage. Am Donnerstag wird dann noch das finale BIP für das erste Quartal in den USA veröffentlicht. Die Prognose lautet auf minus 5.0 Prozent.
STOXX Europe 600 Healthcare Net Return Index (in Indexpunkten, 5 Jahre)*
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
** Die Konditionen der ETTs werden jährlich überprüft und können mit einer Frist von 13 Monaten nach Bekanntgabe angepasst werden.
Quelle: Thomson Reuters, 22. Juni 2020
Wichtige Termine
Datum | Uhrzeit | Land | Ereignis |
23.06.2020 | 09:30 | DE | Einkaufsmanagerindex |
23.06.2020 | 10:30 | EU | Einkaufsmanagerindex |
23.06.2020 | 10:30 | CH | Einkaufsmanagerindex |
23.06.2020 | 15:45 | US | Einkaufsmanagerindex |
23.06.2020 | 16:00 | US | Richmond Fed Produktionsindex |
24.06.2020 | 10:00 | DE | Ifo Geschäftsklimaindex |
24.06.2020 | 10:00 | CH | ZWE Umfrage Konjunkturerwartungen |
25.06.2020 | 14:30 | US | Anträge auf Arbeitslosenunterstützung |
25.06.2020 | 14:30 | US | Konsumausgaben |
25.06.2020 | 14:30 | US | Bruttoinlandsprodukt |
26.06.2020 | 01:30 | JP | Verbraucherpreisindex |
18.06.2020 | 14:30 | US | Erstanträge Arbeitslosenunterstützung |
26.06.2020 | 16:00 | US | Reuters/Uni Michigan Verbrauchervertrauen |
Quelle: Thomson Reuters, Stand: 19.06.2020
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