16. August 2021
Die Bühne gehört den Notenbanken
Von Hoch zu Hoch zu Hoch zu Hoch – trotz Alarmglocken bei der Inflation klettern die Aktienmärkte unbeirrt weiter nach oben. Der SMI überwand erstmals die 12’400er-Marke, der DAX die psychologisch wichtige Hürde von 16’000 Zähern und auch der Dow Jones und S&P 500 feierten in den zurückliegenden Tagen neue Rekorde. Und das alles vor dem Hintergrund steigender Preise und Zinsen.*
Teuerung nimmt zu…
Die Inflation zog im Juli in den USA so kräftig wie zuletzt im August 2008 an. Um 5.4 Prozent verteuerten sich Waren und Dienstleistungen im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch die US-Exporteure haben ihre Preise nach oben geschraubt. Die Ausfuhrpreise legten im Juli um 17.2 Prozent zu. Aber nicht nur in Übersee zieht derzeit die Teuerung an, in der grössten Volkswirtschaft der Eurozone, Deutschland, bewegt sich die Inflation ebenfalls mit 3.8 Prozent auf Rekordniveau. Ein höherer Wert wurde zuletzt im Dezember 1993 festgestellt. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.08.2021)
…Goldpreis gibt ab
Während sich die Aktienmärkte unbeeindruckt vom Inflationsgespenst zeigen, reagiert der Bondmarkt sehr wohl auf die Entwicklungen. Die Zinsen für die 10-jährigen Staatsanleihen zogen seit Anfang August von 1.1720 auf zwischenzeitlich 1.3670 Prozent spürbar an. Dies wiederum bekam der Goldpreis zu spüren. Das Edelmetall reagiert gewöhnlich sehr sensibel auf steigende Zinssätze, da sie die Opportunitätskosten für das Halten von unrentablem Gold erhöhen und gleichzeitig den Dollar ankurbeln. Der Kurs tauchte bis auf 1’685 Dollar ab, was einem neuen Vier-Monats-Tief entspricht. Dabei durchbrach das Edelmetall auch den 100-Tage-Durchschnitt. Kurz zuvor kreuzte der Kurs bereits die längere 200-Tage-Linie.
Spannung in Jackson Hole
Dem Ausverkauf folgte zwar eine dynamische Wende, doch im Bereich der 1’750er-Marke endete bislang die Erholung. Hoffnungen setzen die Investoren scheinbar auf Fed-Chef Jerome Powell, der zuletzt gebetsmühlenartig betonte, dass die derzeit hohe Inflation „in den kommenden Monaten“ nachlassen werde. Allerdings gibt es bei der grössten und wichtigsten Notenbank der Welt intern schon Differenzen. Fed-Gouverneur Christopher Waller tritt dafür ein, auf ein starkes Job-Wachstum im nächsten Monat mit der Ankündigung zu reagieren, die Anleihenkäufe herunterzufahren. Auch der Präsident des Fed-Ablegers von St. Louis, James Bullard, plädiert auf ein schnelleres Abschmelzen der Käufe. Folglich wird es noch in diesem Monat spannend, denn es steht die gewichtige Notenbank-Konferenz in Jackson Hole in Wyoming an, die schon von zahlreichen Fed-Chefs zur Steuerung der geldpolitischen Erwartungen am Finanzmarkt genutzt wurde. Das Forum findet vom 26. bis 28. August statt. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.08.2021)
Zinsentscheidungen rund um den Globus
Bis die Währungshüter in den USA zusammenkommen werden noch zahlreiche Konjunkturdaten veröffentlicht werden, welche die nächsten Schritte der Notenbank beeinflussen könnten. Dazu zählen die am Dienstag anstehenden US-Einzelhandelsumsätze ebenso dazu wie die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung am Donnerstag. Einen Richtungshinweis, wie die Tendenz in Jackson Hole sein wird, könnten die Sitzungsprotokolle (FOMC) der US-Notenbank Fed am Mittwoch geben. Aber auch jenseits der US-Grenzen stehen in der neuen Woche wichtige Daten und Entscheidungen an. Neben der Veröffentlichung der BIP-Zahlen zum zweiten Quartal in der Eurozone kommt es zu Zinsentscheidungen in China, Australien und Norwegen. Während es in Norwegen bereits erste Anzeichen dafür gibt, dass die hiesige Zentralbank noch in diesem Jahr die Zinszügel anziehen wird, könnte die People’s Bank of China (PBoC) eine Lockerung ins Auge fassen. Der Regierung nahestehende Ökonomen sehen dafür Spielraum. Bereits Mitte Juli hatte die Notenbank den Geldhäusern mehr Freiraum für Kredite gewährt. (Quelle: Bloomberg, Medienbericht, 11.08.2021)
Gold (5 Jahre, in US-Dollar)*
Quelle: Thomson Reuters, 13.08.2021
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Konjunkturtermine
Datum | Zeit | Land | Ereignis |
16.08.2021 | 14:30 | US | New York Empire State Produktionsindex |
17.08.2021 | 08:00 | GB | Arbeitslosenquote |
17.08.2021 | 11:00 | EZ | Bruttoinlandsprodukt |
17.08.2021 | 14:30 | US | Einzelhandelsumsätze |
18.08.2021 | 04:00 | AUS | Zinssatzentscheidung |
18.08.2021 | 08:00 | GB | Verbraucherpreisindex |
18.08.2021 | 11:00 | EZ | Verbraucherpreisindex |
18.08.2021 | 14:30 | US | Baugenehmigungen |
18.08.2021 | 20:00 | US | FOMC-Protokoll |
19.08.2021 | 08:30 | CH | Industrieproduktion |
19.08.2021 | 10:00 | NOR | Zinssatzentscheidung |
19.08.2021 | 14:30 | US | Erstanträge Arbeitslosenunterstützung |
19.08.2021 | 14:30 | US | Philly-Fed-Herstellungsindex |
20.08.2021 | 03:30 | CN | PBoC Zinssatzentscheidung |
20.08.2021 | 08:00 | GB | Einzelhandelsumsätze |
20.08.2021 | 08:00 | NOR | Bruttoinlandsprodukt |
20.08.2021 | 08:00 | DE | Erzeugerpreisindex |
Quelle: Thomson Reuters, Stand: 13.08.2021
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