29. August 2022
Saisonalität sorgt für (kleinen) Hoffnungsschimmer
Wer kennt sie nicht, die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away“. Auch der Zusatz „but remember to come back in September“ sollte jedem vertraut sein. Diese alte Regel unterstellt den Sommermonaten eine schwache Rendite und zum Jahresende hin wieder anziehende Kurse. Ein Blick in den Rückspiegel enthüllt, dass sich die These tatsächlich des Öfteren bewahrheitet. Beispielsweise verzeichnete der SMI in 2015, 2016 und 2017 zwischen Mai und August drei Jahre in Folge Verluste. Die Monate bis zum Jahresende waren dann wieder von schwarzen Zahlen geprägt.*
Auch bei der Betrachtung der vergangenen 20 Jahre fällt auf, dass sich ein Einstieg in den Aktienmarkt Ende August grösstenteils gelohnt hätte. In genau drei Viertel aller Jahre erzielte der SMI in den letzten vier Monaten des Jahres eine positive Rendite. Das Verhältnis würde noch eindeutiger ausfallen, würde man die Statistik um die beiden aussergewöhnlichen Ereignisse, den Dotcom-Crash Anfang des Jahrtausends sowie die Finanzkrise in 2008, bereinigen.*
Zwischen Rezession…
Ob sich das Jahr 2022 nun auch in das saisonale Muster einreihen wird, ist freilich noch offen. In der vergangenen Woche kam es aber bereits zu wichtigen Neuigkeiten, welche Einfluss auf die weitere Entwicklung der Börsen nehmen wird. So droht der Wirtschaft in der Euro-Zone eine Rezession. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft, die den Industrie- und Servicesektor umfasst, fiel um 0.7 auf 49.2 Zähler und tauchte damit auf ein 18-Monatstief ab. Damit liegt das Barometer nun deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Nach Ansicht vieler Experten wird dadurch ein Wachstumsrückgang im Winterhalbjahr immer wahrscheinlicher. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 23.08.2022)
…und Zinserhöhungen
Das alles überlagernde Ereignis in der vergangenen Woche, das vermutlich seinen Schatten auch in den Rest des Jahres hineinwerfen wird, war die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell. Auf dem Notenbank-Symposium von Jackson Hole stimmte er die Märkte auf einen harten Kampf gegen die Inflation ein. Die Wiederherstellung der Preisstabilität werde für „einige Zeit“ eine restriktive Geldpolitik nötig machen, teilte der Chef-Währungshüter mit. Die deutlichen Worte sorgten dafür, dass das Gros der Investoren nun mit einer Anhebung der Zinsen um 75 Basispunkte im September rechnet. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 26.08.2022)
Selbst auf dem alten Kontinent wird ein derartiger grosser Schritt derzeit diskutiert. Der niederländische Notenbank-Chef Klaas Knot teilte am Rande des Symposiums mit, dass im Kampf gegen die Teuerung die Zinsen alle sechs Wochen erhöht werden sollten. Das EZB-Ratsmitglied bevorzugt dabei eine Erhöhung um 0.5 oder sogar um 0.75 Prozentpunkte. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 26.08.2022) Die Börsen gaben angesichts der Nachrichten aus Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming spürbar nach. Der S&P 500 verlor am Freitag mehr als drei Prozent, der EURO STOXX 50 knapp zwei Prozent. Der Dollar schlug dagegen die andere Richtung ein. Die Aussicht auf eine längere Serie von US-Zinserhöhungen hievte den Dollar-Index zu Beginn der neuen Woche auf ein 20-Jahres-Hoch von 109.48 Punkten.* (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 29.08.2022)
Wirtschaftsdaten im Blick
Wie sich die Verbraucherpreise derzeit entwickeln, darüber werden Anleger am Mittwoch informiert. Dann werden die Daten in der Euro-Zone für den August veröffentlicht. Experten gehen so schnell nicht von einer Entspannung aus, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Gaspreis weiter steigt. Der russische Exporteur Gazprom hat nämlich angekündigt, zum Monatsende erneut vorübergehend den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen. Hinweise darauf, wie hoch der nächste Zinsschritt des Fed ausfallen wird, könnte der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht liefern. Analysten gehen im Durchschnitt für August mit einem Beschäftigungsplus von 300‘000 aus, nachdem im Juli mit 528‘000 deutlich mehr Jobs als erwartet entstanden. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 26.08.2022)
Performance des SMI von September bis Dezember
Stand: 19.08.2022; Quelle: UBS AG, Refinitiv
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Termine
Datum | Uhrzeit | Land | Ereignis |
30.08.2022 | 09:00 | CH | KOF Leitindikator |
30.08.2022 | 11:00 | EZ | Verbrauchervertrauen |
30.08.2022 | 11:00 | EZ | Geschäftsklimaindex |
30.08.2022 | 15:00 | US | Immobilienpreisindex |
30.08.2022 | 16:00 | US | Verbrauchervertrauen |
30.08.2022 | k.A. | US | Hewlett Packard Quartalszahlen |
30.08.2022 | k.A. | CH | Partners Group Quartalszahlen |
31.08.2022 | 01:50 | JP | Einzelhandelsumsätze |
31.08.2022 | 03:00 | CN | Einkaufsmanagerindex |
31.08.2022 | 10:00 | CH | ZEW Umfrage Konjunkturerwartungen |
31.08.2022 | 11:00 | EZ | Verbraucherpreisindex |
31.08.2022 | 15:45 | US | Chicago Einkaufsmanagerindex |
31.08.2022 | k.A. | CH | Stadler Rail Quartalszahlen |
01.09.2022 | 08:00 | DE | Einzelhandelsumsätze |
01.09.2022 | 08:30 | CH | Verbraucherpreisindex |
01.09.2022 | 08:30 | CH | Einzelhandelsumsätze |
01.09.2022 | 09:30 | CH | SWME Einkaufsmanagerindex |
01.09.2022 | 14:30 | US | Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung |
01.09.2022 | 16:00 | US | ISM Index |
02.09.2022 | 14:30 | US | Arbeitslosenquote |
Stand: 26.08.2022; Quelle: Refinitiv
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