KeyInvest Blog

19. September 2022

Spannungsgeladene Woche

Das Wichtigste vorweg: In den kommenden Tagen kommt es zum Showdown bei den grossen Notenbanken. Mit der Federal Reserve, der SNB, BoJ und BoE, die aufgrund der Trauerfeiern für Queen Elizabeth II. ihre Entscheidung um eine Woche verschoben hat, werden gleich vier gewichtige Zentralbanken eine geldpolitische Entscheidung treffen. Während bei der Bank of Japan Ökonomen keine Veränderung erwarten, dürfte bei den anderen drei kräftig an der Zinsschraube gedreht werden. Bei der SNB steht wohl ein Schritt um 0.75 Prozentpunkte an. Das gilt ebenso für die BoE und das Fed. In den USA wäre das dann das dritte Mal in Folge eine Anhebung um einen Dreiviertel-Prozentpunkt. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 16.09.2022) UBS-Chefanlagestratege Maximilian Kunkel kann sich in den USA bis zum Jahresende sogar einen Zinssatz von 4.0 Prozent (aktuell 2.25 – 2.50 Prozent) vorstellen, für die Euro-Zone und die Schweiz erwartet er bis zum Frühjahr 2023 Sätze von 2.25 (aktuell 1.25 Prozent) respektive 1.25 Prozent (aktuell -0.25 Prozent). (Quelle: UBS CIO Maximilian Kunkel, Webcast, 14.09.2022)

Rezessionsgefahren…

Allerdings dreht sich nicht alles um die kurzfristen Entscheidungen, ob nun der Leitsatz 0.50, 0.75 oder gar einem ganzen Prozentpunkt angehoben wird. Von grosser Bedeutung ist auch, wie der Blick in die Zukunft der Währungshüter ausfällt. Und hierbei wird vor allem jedes Wort von Fed-Chef Jerome Powell auf die Goldwaage gelegt werden, wenn er sich am Donnerstag um 20:30 Uhr zu Wort meldet. Im Zentrum steht die Frage, wie die künftige Geldpolitik aussehen wird, sollten sich die Wirtschaftsaussichten verschlechtern oder gar eine Rezession drohen.

…und negative Gewinnrevisionen

Ein Blick auf aktuelle Unternehmenszahlen zeigt, dass das angestrebte „soft landing“ der US-Notenbank möglicherweise auf der Kippe steht. So berichtete der Logistikriese FedEx, dass ein globaler Rückgang der Nachfrage zu Umsatzeinbussen führte. Daher zog der Konzern seine Finanzprognose für das Gesamtjahr zurück. Die Aktie stürzte daraufhin um rund ein Fünftel in die Tiefe.* Am Markt wird nun spekuliert, dass in den kommenden Tagen ähnliche Aussagen von anderen Unternehmen kommen könnten. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 16.09.2022) Dass sich die Wirtschaftsbosse um einen Abschwung sorgen, zeigte sich bereits auf den Telefonkonferenzen der S&P 500-Unternehmen zum zweiten Quartal. FactSet hat die Gespräche vom 15. Juni bis zum 8. September ausgewertet und dabei festgestellt, dass bei 240 Unternehmen der Begriff „Rezession“ während ihrer Gewinnbekanntmachungen fiel. Der Wert liegt deutlich über dem 5-Jahres-Durchschnitt von 52. Auch übertrifft die Zahl die Bestmarke von 212, die im ersten Quartal 2020 zu Beginn der COVID-19-Pandemie gesetzt wurde. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Gewinnerwartungen. Gingen Analysten zum Anfang des Quartals noch ein Ergebniswachstum von 9.8 Prozent im S&P 500 aus, rechnen sie aktuell nur noch mit 3.5 Prozent. (Quelle: FactSet, Earnings Insight, 09./16.09.2022)

Konjunktur und Politik im Fokus

Zurück zur Konjunktur: Neben dem viel beachteten Notenbank-Quartett stehen in der laufenden Woche auch noch andere volkswirtschaftliche Daten an. So wird am Donnerstag das Barometer für das Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone veröffentlicht. Experten rechnen mit einem Rückgang auf minus 26 Punkte. Am Freitag folgt der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor. Ein Indexwert von mehr als 50 signalisiert eine positive Geschäftsentwicklung im Vergleich zum Vormonat, unter 50 wird dagegen mit einer negativen Entwicklung gerechnet. Im August lag der Wert bereits mit 49.8 darunter, im September dürfte er den Schätzungen zufolge sogar auf 49.0 Punkte gefallen sein. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 16.09.2022) In der Eurozone stehen darüber hinaus auch die politischen Entwicklungen im Fokus, insbesondere jene in Italien. Bei unseren südlichen Nachbarn finden am 25. September die Parlamentswahlen statt. Umfragen zufolge hat eine rechtsgerichtete Koalition um die postfaschistische Partei Fratelli d’Italia beste Chancen. Die meisten Meinungsforschungsinstitute sehen das Rechtsbündnis um deren Vorsitzende Giorgia Meloni und ihrer Partei bei knapp 50 Prozent, die Demokratische Partei mit ihren wenigen Bündnispartnern bei nicht einmal 30 Prozent. Damit könnte Meloni die erste Ministerpräsidentin Italiens werden. (Quelle: Tagesschau, Medienbericht, 14.09.2022)

Angesichts der Vielzahl an Unsicherheiten in der neuen Woche werden sich Anleger wohl erneut auf einen volatilen Verlauf an den Aktienmärkten einstellen müssen. Um wieder in einen positiven Kurstrend einzuschwenken, sind für UBS CIO Maximilian Kunkel drei Entwicklungen entscheidend: Erstens müssen die Aktienbewertungen noch etwas zurückkommen, zweitens bedarf es einer Wende im Zinszyklus und drittens einer positiven Entwicklung bei den Gewinnerwartungen. Drei Dinge, die wohl noch etwas Zeit brauchen. (Quelle: UBS CIO Maximilian Kunkel, Webcast, 14.09.2022)

S&P 500 Gewinnwachstum

Stand: 16.09.2022; Quelle: FactSet
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.

Wichtige Konjunkturtermine

Datum Uhrzeit Land Ereignis
20.09.2022 03:30 CN PBoC Zinssatzentscheidung
20.09.2022 08:00 CH Erzeugerpreisindex
20.09.2022 14:30 CA Verbraucherpreisindex
21.09.2022 20:00 US Fed Zinssatzentscheidung
21.09.2022 20:30 US FOMC Pressekonferenz
22.09.2022 05:00 JP BoJ Zinssatzentscheidung
22.09.2022 08:00 JP BoJ Pressekonferenz
22.09.2022 09:30 CH SNB Zinssatzentscheidung
22.09.2022 13:00 GB BoE Zinssatzentscheidung
22.09.2022 14:30 US Erstanträge Arbeitslosenunterstützung
22.09.2022 16:00 EZ Verbrauchervertrauen
23.09.2022 10:00 EZ Einkaufsmanagerindex
23.09.2022 10:30 UK Einkaufsmanagerindex
23.09.2022 15:45 US Einkaufsmanagerindex

Stand: 16.09.2022; Quelle: Refinitiv

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Geldhahn auf, Kurse rauf

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