03. Oktober 2022
Neuer Monat, neues Glück?
Der September war aus Sicht der Börsianer ein wahres Trauerspiel. Mit einem Verlust von 5.4 Prozent reiht sich der Monat allerdings bis dato bestens in das Jahr 2022 ein. Nach drei Quartalen schaffte es der SMI lediglich drei Mal, einen Monat im positiven Bereich abzuschliessen. Die vergangenen vier Wochen waren nach dem Juni sogar die bisher schwächsten in diesem Jahr.*
Ob nun die alte Börsenweisheit „Sell in May and go away, but remember to come back in September” in 2022 nach den jüngsten Kursverlusten von Erfolg gekrönt wird, lässt sich nicht sagen. Aus saisonaler Sicht tritt der Markt zwar in die starke Phase des Jahres ein, allerdings werden sich Anleger im Schlussviertel weiterhin auf viele Unsicherheiten einstellen müssen. Die grossen Themen der Gegenwart sind nämlich noch längst nicht vom Tisch. Dazu zählen der Ukraine-Krieg und die europäische Energiekrise ebenso dazu wie die anhaltend hohe Inflation und steigende Zinsen. Ein Umfeld, das durchaus weitere hohe Schwankungen an den Märkten auslösen kann.
Inflationsrekord und steigende Zinsen
Was die Teuerung betrifft, kann keine Entwarnung gegeben werden. Wie die jüngsten Zahlen aus der Euro-Zone zeigen, hat die Preisspirale nämlich noch nicht an Dynamik verloren. Die Inflation stieg im September auf zehn Prozent zum Vorjahresmonat, Analysten hatten dagegen mit einem Wert von 9.7 Prozent gerechnet. Das ist die höchste Inflationsrate seit es den Euro gibt. Diese Entwicklung hat Folgen: Nicht nur, dass eine Rezession unausweichlich scheint, auch gehen führende Forschungsinstitute von einem deutlich höheren Zinserhöhungstempo der Europäischen Zentralbank (EZB) aus. Für die EZB-Sitzung Ende Oktober wird mehrheitlich eine Anhebung um 0.75 Prozentpunkte prognostiziert, die Wahrscheinlichkeit eines Schritts um einen vollen Prozentpunkt taxieren Experten derzeit auf rund 40 Prozent. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 30.09.2022)
Auch in den USA wird mit weiteren Schritten nach oben gerechnet. So geht der Markt, nach drei in Folge ungewöhnlich kräftigen Anhebungen um einen Dreiviertel-Prozentpunkt, davon aus, dass im November ein weiterer Mega-Zinsschritt erfolgt. Um die Konjunktur nicht abzuwürgen versucht die Politik gleichzeitig wirtschaftsfördernde Massnahmen einzusetzen. Zum Beispiel hat der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom ein 9.5 Milliarden US-Dollar-Paket geschnürt, das jetzt im Oktober an die Bevölkerung ausgeteilt wird. Jeder bekommt 1‘050 US-Dollar, um die Folgen der hohen Inflation abzumildern. Diese Einkommenshilfen könnten die Kaufkraft stabilisieren und möglicherweise noch eine Rezession in den USA abwenden. (Quelle: Office of Governor, Medienmitteilung, 30.06.2022)
Ambitioniertes Kursziel
Analysten sind trotz aller Konjunktursorgen für den weiteren Verlauf des S&P 500 positiv gestimmt. Der Konsens geht davon aus, dass der Leitindex in den kommenden zwölf Monaten einen Kursanstieg von rund einem Viertel verzeichnen wird. Auf Sektor-Ebene werden die höchsten Steigungen bei Kommunikationsdienste (+37.6 Prozent), Informationstechnologie (+31.3 Prozent) und Immobilien (+30.8 Prozent) erwartet. Allerdings ist die Prognose mit Vorsicht zu geniessen. Zwar lagen die Analysten in den vergangenen fünf Jahren mit ihren Schätzungen relativ richtig, langfristig zeigen sich aber dennoch deutliche Abweichungen. In den letzten 15 Jahren wurde der Kurs des Index um durchschnittlich 8.2 Prozent überschätzt, auf Sicht von 20 Jahren lagen die Experten mit ihren Kurszielen sogar 9.7 Prozent darüber. (Quelle: FactSet, Medienmitteilung, 23.09.2022)
Konjunktur und Politik im Fokus
Bevor die Märkte in der kommenden Woche in die Bilanzsaison starten, richtet sich das Augenmerk in den nächsten Tagen noch auf Konjunkturdaten. Am Donnerstag stehen unter anderem die europäischen Einzelhandelsumsätze auf dem Terminplan. Hier wird mit einem Minus von 0.8 Prozent gerechnet. In den USA steht diese Woche dagegen der Arbeitsmarktbericht am Freitag im Fokus. Erwartet wird, dass die Arbeitslosenquote bei niedrigen 3.7 Prozent verharren wird. Bereits am Mittwoch geben die Zahlen der US-Arbeitsagentur ADP einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten. Die Politik meldet sich ebenfalls zu Wort: So werden sich am Montag die Finanzminister der Euro-Länder treffen und über die hohen Energiepreise, die Inflation und den Krieg in der Ukraine beraten. Am Tag darauf kommen dann die EU-Finanzminister zusammen, um ebenfalls diese Themen zu erörtern. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 30.09.2022)
SMI monatliche Performance 2022*
Stand: 30.09.2022; Quelle: Refinitiv
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Konjunkturtermine
Datum | Uhrzeit | Land | Ereignis |
03.10.2022 | 08:30 | CH | Verbraucherpreisindex |
03.10.2022 | 09:30 | CH | SWME Einkaufsmanagerindex |
03.10.2022 | 16:00 | US | ISM Einkaufsmanagerindex |
04.10.2022 | 01:30 | JP | Verbraucherpreisindex |
04.10.2022 | 05:30 | AU | RBA Zinssatzentscheidung |
04.10.2022 | 09:00 | EZ | EcoFin-Treffen |
05.10.2022 | 10:00 | EZ | S&P Global Einkaufsmanangerindex |
05.10.2022 | 14:15 | US | ADP Beschäftigungsveränderung |
05.10.2022 | 14:30 | US | Handelsbilanz |
05.10.2022 | 16:00 | US | ISM nicht-verarbeitendes Gewerbe |
06.10.2022 | 11:00 | EZ | Einzelhandelsumsätze |
06.10.2022 | 14:30 | US | Erstanträge Arbeitslosenunterstützung |
07.10.2022 | 07:45 | CH | Arbeitslosenquote |
07.10.2022 | 09:00 | CH | Devisenreserven |
07.10.2022 | 14:30 | US | Arbeitslosenquote |
Stand: 30.09.2022; Quelle: Refinitiv
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