05. Dezember 2022
Viel Denksport für die Währungshüter
Das Inflationsgespenst scheint langsam etwas an Schrecken zu verlieren. Mit dieser Erkenntnis gehen die Investoren in die letzten vier Handelswochen des Börsenjahres 2022. In der Schweiz sind die Konsumentenpreise im November 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 3.0 Prozent gestiegen. Damit bewegte sich die vom Bundesamt für Statistik (BfS) vorgelegte Teuerungsrate im Rahmen der Erwartungen. Gleichwohl blieb sie den zehnten Monat nacheinander über dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angestrebten Niveau von weniger als zwei Prozent. Schon zwei Tage vor dem Landesindex der Konsumentenpreise hatte das BfS Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorgelegt. Demnach ist die Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur noch um 0.50 Prozent gewachsen. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 01.12.2022)
Mit diesen frischen makroökonomischen Informationen dürfte sich das SNB-Direktorium nun intensiv beschäftigen, ehe das Gremium am 15. Dezember die letzte Geldpolitische Lagebeurteilung in diesem Jahr vornimmt. Die Europäische Zentralbank kommt am selben Tag zur finalen Sitzung 2022 zusammen. Auch ihre Verantwortlichen dürften ob der neuesten Inflationszahlen etwas aufgeatmet haben. Erstmals seit Monaten ist die Teuerungsrate auf dem Gebiet der Währungsunion zurückgegangen. Laut ersten Berechnungen durch die Statistikbehörde Eurostat lagen die Konsumentenpreise im November 2022 um 10.0 Prozent über dem Vorjahresniveau. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 30.11.2022)
Powell lässt aufhorchen
In den USA wird der Consumer Price Index (CPI) für den vergangenen Monat erst am 13. Dezember veröffentlicht. Mehr oder weniger zeitgleich beginnt eine zweitägige Sitzung der US-Notenbank. Ihr Präsident, Jerome Powell, hat in der vergangenen Woche die Aussicht auf eine etwas weniger aggressive Ausrichtung der Geldpolitik gestärkt. Seiner Ansicht nach könnte die Zeit gekommen sein, um Tempo bei den Zinserhöhungen herauszunehmen. An einer Veranstaltung der Denkfabrik Brookings Institution betonte Powell aber auch, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet sei. Vielmehr erachtet er es als erforderlich, die Zügel straff zu halten, um der Teuerung Herr zu werden. (Quelle: Refinitiv, Medienbericht, 01.12.2022)
Geht es nach dem Arbeitsmarkt, dann kommt die weltgrösste Volkswirtschaft weiterhin erstaunlich gut mit dem Mix aus Preisauftrieb und steigenden Zinsen zu Recht. Im November 2022 wurden in den USA ausserhalb der Landwirtschaft 263’000 neue Stellen aufgebaut, nach 261’000 im Vormonat. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Rückgang des Jobzuwachses auf 200’000 Arbeitsplätze gerechnet. Während die Arbeitslosenrate im November wie erwartet bei 3.7 Prozent verharrte, legte der durchschnittliche Stundenlohn gegenüber dem Vormonat um 0.60 Prozent zu. Für den Oktober hatte das Bureau of Labor Statistics eine Steigerung um 0.50 Prozent festgestellt. (Quelle Refinitiv, Medienbericht, 02.12.2022)
Nicht zuletzt der gegen eine nachhaltige Abkühlung der Inflation sprechende Lohnauftrieb sorgte dafür, dass die Wall Street den aktuellen „Nonfarm payrolls“-Report zunächst negativ aufgenommen hat. Der S&P® 500 Index tauchte am Freitag zum Handelsstart um bis zu 1.22 Prozent unter den Vortagesschlusskurs ab. Später drehte der Börsengradmesser jedoch nach oben und verabschiedete sich nur mit einem kleinen Minus in das Wochenende.*
OPEC+ bleibt sich treu
In der Vorbereitung auf die Sitzung in der nächsten Woche dürfte das Fed auch noch die US-Erzeugerpreise genau unter die Lupe nehmen. Am kommenden Freitagnachmittag werden diese Daten für den November publiziert. Anderthalb Stunden später legt die Universität Michigan ihr viel beachtetes Verbrauchervertrauen vor. Auf dem alten Kontinent steht neben dem Auftragseingang der deutschen Industrie unter anderem die revidierte Berechnung des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone im dritten Quartal 2022 an.
Bereits am gestrigen Sonntag sorgte die OPEC+ für Schlagzeilen. Vertreter der aus der Organisation erdölexportierender Länder und mehrerer Partner, darunter Russland, bestehenden Gruppe haben eine Onlinekonferenz abgehalten. Dabei wurde beschlossen, keine Änderungen an den aktuellen Fördermengen vorzunehmen. Im Oktober hatten sich die OPEC+ darauf verständigt, den täglichen Ölausstoss um zwei Millionen Barrel, immerhin rund zwei Prozent des globalen Bedarfs, zu kürzen. Trotz der Verknappung gab der Rohstoffpreis in den vergangenen Wochen nach. Innert eines Monat hat sich das Fass Brent um 13 Prozent verbilligt. Zum Wochenauftakt legt die Nordseegattung moderat zu.* (Quelle Refinitiv, Medienbericht, 04.12.2022)
Schweizer Landesindex der Konsumentenpreise (Veränderung gegenüber Vorjahresmonat, in %)*
Stand: 01.12.2022; Quelle: Bundesamt für Statistik
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Konjunkturtermine
Datum | Uhrzeit | Land | Ereignis |
05.12.2022 | 11:00 | EZ | Detailhandelsumsätze Oktober 2022 |
05.12.2022 | 16:00 | US | Auftragseingang Oktober 2022 |
05.12.2022 | 16:00 | US | ISM Einkaufsmanager Index Dienstleister November 2022 |
06.12.2022 | 08:00 | DE | Auftragseingang Industrie Oktober 2022 |
07.12.2022 | 07:45 | CH | Arbeitsmarktbericht November 2022 |
07.12.2022 | 08:00 | DE | Industrieproduktion Oktober 2022 |
07.12.2022 | 09:00 | CH | Währungsreserven November 2022 |
07.12.2022 | 11:00 | EZ | BIP revidiert 3. Quartal 2022 |
09.12.2022 | 08:30 | DE | Carl Zeiss Meditec Quartalszahlen |
09.12.2022 | 14:30 | US | Produzentenpreise November 2022 |
09.12.2022 | 16:00 | US | Uni Michigan Verbrauchervertrauen Dezember 2022 |
Stand: 05.12.2022; Quelle: Refinitiv
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