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19. November 2018 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick

Globale Börsen: Von Unsicherheiten geprägt

Einer wahren Themenflut sehen sich Investoren derzeit ausgesetzt. Auf der einen Seite halten geopolitische Auseinandersetzungen wie der Haushaltsstreit in Italien sowie der Brexit die Börsen in Atem, auf der anderen Seite liefert die allmählich zu Ende gehende Berichtssaison weiterhin Impulse. Oben drauf kommt noch ein starker US-Dollar, der zuletzt gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit Juni 2017 kletterte. Auch in Relation zum Schweizer Franken zog der Greenback wieder an und erreichte die Paritätsgrenze.

Italien provoziert…

Doch der Reihe nach: In europäischen Gefilden sind es vor allem die Unsicherheiten rund um den Brexit und Italien, welche die Anleger vergangene Woche in die Defensive drängten. Sowohl die Lage in Grossbritannien wie auch der Haushaltsstreit in Italien mit der EU-Kommission könnten weiter an Brisanz gewinnen. Premierministerin Theresa May hat mit ihrer Scheidungsvereinbarung Befürworter und Gegner des Brexit vergrault. Einige Minister nahmen gar ihren Hut. Derweil kam Rom bis zum Ablauf des Ultimatums am 13. November der EU bei ihrem eingeschlagenen Haushaltskurs nicht entgegen und hält weiterhin an ihren umstrittenen Wachstums- und Defizitzielen fest. Nun ist Brüssel am Zug. Die Europäische Union könnte ein Defizitverfahren einleiten und Italien mehr Haushaltsdisziplin diktieren, welche bei Nichtbeachtung finanzielle Sanktionen nach sich ziehen würden. Am Mittwoch, 21. November, wird die EU-Kommission ihre Einschätzungen dazu abgeben. Diesen Tag sollten sich Anleger rot im Kalender anstreichen.

…der Kapitalmarkt reagiert

Investoren reagierten dagegen sofort: Die Renditen italienischer Bonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren legten am Tag des Ablaufs des Ultimatums um 0,09 Prozentpunkte auf 3,53 Prozent zu. Eines steht fest: Solange die Italien-Krise wie ein Damoklesschwert über der Euro-Zone hängt, dürfte die Schwäche der Gemeinschaftswährung anhalten. Auf der anderen Seite sorgt aber auch die US-Notenbank dafür, dass der Dollar an Stärke gewinnt. Auf der vergangenen Fed-Sitzung legten die Währungshüter bereits die Grundlage für eine weitere Zinserhöhung im Dezember. In ihrem Statement blieben Risiken wie die sich abkühlende Weltwirtschaft aussen vor, dagegen wurde das weiterhin boomende US-Wachstum erwähnt. Legt das Fed zum Jahressschluss tatsächlich noch einmal Hand an dem Leitsatz an, wäre dies bereits die vierte Erhöhung in diesem Jahr.

US-Konzerne werden vorsichtiger

Ein Blick auf die Unternehmensergebnisse unterstreicht die aktuelle Stärke der USA. Bis dato haben 90 Prozent der S&P 500-Unternehmen ihre Zahlen für das dritte Quartal präsentiert. 78 Prozent davon haben beim Ergebnis positiv überrascht. Das liegt deutlich über dem Fünf-Jahresdurchschnitt von 71 Prozent. Auch die Gewinnwachstumsrate fällt mit 25,2 Prozent für den S&P 500 deutlich höher aus, als zunächst angenommen. Per 30. September lag das geschätzte Plus für das dritte Quartal bei 19,1 Prozent. Sollten die Ergebnisse tatsächlich um ein Viertel zulegen, wäre dies das höchste Gewinnwachstum seit dem dritten Quartal 2010.
Auch wenn der Technologiesektor mit 92 Prozent die höchste Überraschungsquote innerhalb der elf Sektoren ausweist, ist die aktuelle Situation nicht ungetrübt. Rund um den Tech-Riesen Apple machen sich nämlich Gewinnwarnungen breit. So musste nun auch der iPhone-Zulieferer Lumentum seine Gewinn- und Umsatzziele einkassieren. Ob dies tatsächlich an Apple liegt, bleibt offen, allerdings nährt dies die Sorgen der Anleger, dass die Smartphones nicht mehr so gut ankommen. Die Aktie rutschte in Folge unter die 200er-Marke. Auch der Ausblick auf das vierte Quartal fällt verhaltender aus. Analysten erwarten im laufenden Schlussviertel ein Gewinnplus von „nur“ noch 14,2 Prozent und ein Umsatzwachstum von 6,7 Prozent.

Schnäppchenfieber

Auch in der neuen Woche wird das Silicon Valley im Fokus bleiben, allen voran Amazon. Beim E-Commerce-Riese beginnt am 19. November die „Cyber Monday“-Woche. Dieser Begriff bezeichnet den Online-Shoppingrausch, der in den USA in diesem Jahr am 26. November stattfinden wird. Laut Adobe Digital Insights war der Cyber Monday im vergangenen Jahr der umsatzstärkste Tag im E-Commerce in den USA. Insgesamt wurden 6,6 Milliarden US-Dollar online ausgegeben – 16,5 Prozent mehr als noch 2016. Darüber kann der chinesische Amazon-Rivale Alibaba aber nur schmunzeln. Dieser erwirtschaftete am sogenannten Single’s Day, das weltgrösste Online-Schnäppchen-Event findet immer am 11. November statt, mit umgerechnet 30,7 Milliarden US-Dollar einen neuen Umsatzrekord. Das waren 27 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ob auch an den Börsen nach den jüngsten Korrekturen das „Schnäppchenfieber“ ausbrechen wird, bleibt noch offen. Entscheidend werden die weiteren politischen Entwicklungen sein. Die zentralen Themen in der neuen Woche sind neben dem Brexit und Italien auch die Entwicklungen im Zollstreit mit den USA. Nach Berichten der „Financial Times“ steht Präsident Donald Trump kurz vor der Entscheidung, importierte Autos und Autoteile mit Strafzöllen zu belegen. Dies hätte erhebliche Auswirkungen auf die europäischen Autobauer – und auf deren Börsenkurse. Der Sektor steht aufgrund der Unsicherheiten bereits seit Längerem unter Druck, der STOXX Europe 600 Automobiles & Parts-Index gab in diesem Jahr bereits um ein Fünftel nach.

Wichtige Daten

Neben einigen wichtigen volkswirtschaftlichen Terminen (siehe Tabelle) stehen auch noch vereinzelte Unternehmensergebnisse auf der Agenda. Besonders spannend wird es bei Sonova, die am 20. November ihre Halbjahreszahlen veröffentlichen werden. Auf dem letzten Investorentag Mitte Oktober erntete der Hörgerätespezialist bei der Vorstellung neuer Produkte und der künftigen Strategie nur wenig Beifall. Das Gros der Analysten bezweifelte nämlich, ob das Unternehmen mit der neuen Hörgeräteplattform Marvel tatsächlich Marktanteile gewinnen kann. Aktuell erwartet Sonova für das Gesamtjahr 2018/19 ein Plus beim Gesamtumsatz von zwei bis vier Prozent und beim EBITA mit einem Anstieg um sechs bis neun Prozent. Es wird nun interessant, wie die letzten sechs Monate gelaufen sind und ob Sonova seine Wachstumsziele halten kann.

Wichtige volkswirtschaftliche Termine

19.11.2018 EU Finanzstabilitätsbericht
20.11.2018 Schweiz Handelsbilanz
20.11.2018 EU Finanzministertreffen
22.11.2018 Schweiz Industrieproduktion
22.11.2018 Japan Verbraucherpreisindex
23.11.2018 EU Markit PMI Gesamtindex
23.11.2018 USA Markit PMI Gesamtindex

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