17. Dezember 2018 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick
Bühne frei für die Notenbanken
Donald Trump, Xi Jinping, Theresa May, Giuseppe Conte – die Staats- respektive Regierungschefs der USA, Chinas, Grossbritanniens und Italiens haben dem zu Ende gehenden Börsenjahr ihren Stempel aufgedrückt. Dieses Quartett ist fest mit den prägenden Themen Handelsstreit, Brexit und italienische Fiskalpolitik verbunden. Zwar muss auch auf der Zielgeraden des Jahres mit weiteren Handlungen und Aussagen dieser vier Protagonisten gerechnet werden. In den Fokus rückt vor Weihnachten allerdings ein anderes Quartett: Mit Jerome Powell, Mark Carney, Thomas Jordan und Mario Draghi betreten die Chefs von US-Fed, Bank of England (BoE), Schweizerischer Nationalbank (SNB) und Europäischer Zentralbank (EZB) die Bühne.
SNB: Bis auf weiteres expansiv
Die beiden letztgenannten Währungshüter haben ihre Statements bereits abgegeben. Wie erwartet bleibt die SNB ihrer expansiven Linie treu. «Der Negativzins sowie unsere Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, sind unverändert notwendig», brachte SNB-Präsident Thomas Jordan die geldpolitische Ausrichtung auf den Punkt. Er hält den Schweizer Franken nach wie vor für hoch bewertet und bezeichnet die Lage am Devisenmarkt als fragil.
Was die Konjunkturaussichten anbelangt, rechnet die SNB mit einem soliden Wachstum der Weltwirtschaft. Allerdings sieht Jordan neben diesem Basisszenario bedeutende Risiken, insbesondere in Form politischer Unsicherheiten sowie protektionistischer Tendenzen. «Diese Risiken haben grosses Schadenspotenzial», sagte Jordan. Wenig überraschend verwies er in diesem Zusammenhang auf das «Problem-Trio» Handelskonflikt, Brexit und italienische Fiskalpolitik. Aufhorchen liess die SNB mit einer gegenüber der Lagebeurteilung vor 3 Monaten reduzierten Inflationsprognose für die beiden kommenden Jahre. Dieser Schritt spricht dafür, dass für die Nationalbank beim möglichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik keine Eile besteht. (Quelle: SNB, Mediengespräch: Einleitende Bemerkungen von Thomas Jordan, 13.12.2018)
EZB: Ein erster Schritt, nicht mehr
Derweil hat die EZB den ersten Schritt in Richtung einer strafferen Gangart formell vollzogen. Wie erwartet kündigte sie vergangene Woche an, die milliardenschweren Anleihenkäufe per Ende Jahr einzustellen. Allerdings sollen auslaufende Papiere ersetzt werden, wodurch ein Schrumpfen der Bilanz nicht absehbar ist. Ähnlich wie Jordan verwies EZB-Präsident Mario Draghi auf verschiedene Risiken wie den Handelsstreit oder die Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die Ökonomen der Zentralbank haben die Wachstumsprognose für die Eurozone erneut nach unten angepasst. Vor diesem Hintergrund möchte die EZB ihren Leitzins noch bis mindestens über den Sommer 2019 hinaus nicht antasten. Die Märkte gehen momentan davon aus, dass es frühestens 2020 zu ersten Erhöhung seit 2011 kommt. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.12.2018)
Fed und BoE: Grande Finale
Im Gegensatz dazu dürfte die US-Notenbank am kommenden Mittwoch, 19. Dezember ein weiteres Mal an der Zinsschraube drehen – es wäre die bereits vierte Erhöhung in diesem Jahr. Um 20:00 Uhr unserer Zeit wird das Federal Reserve die aktuellen Beschlüsse publizieren. Anschliessend stellt sich Fed-Präsident Jerome Powell an einer Medienkonferenz den Fragen der Journalisten. Mit Spannung warten die Märkte darauf, ob und inwieweit er die so genannte Forward Guidance anpasst. Bis dato stell das Fed für 2019 drei weitere Zinserhöhungen in Aussicht.
Gegenwind bekommt die Notenbank aus dem Weissen Haus. Seit Monaten kritisiert Donald Trump die Geldpolitik. Vor der letzten Fed-Sitzung des Jahres legte er nach und bezeichnete eine weitere Zinserhöhung als unklug. «Ich denke, das wäre töricht, aber was kann ich sagen?», erklärte der Republikaner in einem Reuters-Interview. Um die US-Wirtschaft im Handelsstreit mit China zu stützen, brauche er die Flexibilität tiefer Zinsen. (Quelle: Reuters, Medienbericht, 12.12.2018)
Einen Tag nach dem Fed beendet die BoE den Reigen der Notenbanksitzungen. Dabei dürfte der Brexit das bestimmende Thema sein. BoE-Governor Mark Carney hat in den vergangenen Wochen eindringlich vor einem ungeordneten Ausstieg Grossbritanniens aus der EU gewarnt. In diesem Fall drohe der Wirtschaft ein mit dem Ölpreisschock in den 1970er-Jahren vergleichbarer Schaden. (Quelle: Reuters, Medienbericht, 20.11.2018) Noch ist das Worst-Case-Szenario nicht vom Tisch. Da keine Mehrheit für den mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag in Sicht war, musste Premierministerin Theresa May die Abstimmung im Parlament verschieben. Daraufhin sackte das Britische Pfund in Relation zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit April 2017 ab (siehe Grafik).
Übrigens: GBP/USD zählt im Schweizer Markt für Strukturierte Produkte zu den gängigsten Basiswerten aus dem FX-Bereich. Tradingaffinge Anleger können sich mit Hebelprodukten sowohl auf der Long- als auch der Short-Seite positionieren. UBS handelt auf der OTC-Plattform Swiss Dots beispielsweise eine Reihe von Open End Turbos, welche auf diesem viel beachten Währungspaar basieren.
GBP/USD 5 Jahre
Stand: 14.12.2018; Quelle: UBS AG, Bloomberg
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