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5. August 2019 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick

Heftiges Sommergewitter

US-Präsident Donald Trump schaffte es mal wieder, mit wenigen Tweets die weltweiten Kapitalmärkte ins Wanken zu bringen. Zuerst kritisierte er Fed-Chef Jerome Powell. Dieser hatte am Mittwochabend erstmals seit mehr als zehn Jahren die Zinsen gesenkt. Der Leitsatz wurde um 25 Basispunkte auf eine neue Spanne von 2.0 bis 2.25 Prozent nach unten geschraubt. Gleichzeitig stellte der oberste US Währungshüter aber klar, dass es sich bei der Anpassung nicht um den Beginn «eines langen Senkungszyklus» handle. Dies stiess Trump sauer auf. Theatralisch warf er Powell vor, das Land im Stich gelassen zu haben. Der US-Präsident fordert einen länger währenden und aggressiven Zinssenkungszyklus. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 31.07.2019)

Und weil Trump schon mal dabei war, verbal um sich zu schlagen, richtete er seinen nächsten Tweet gegen China. Da die Handelsabsprachen zwischen den beiden Grossmächten nicht so laufen, wie es sich der US-Präsident vorstellt, droht er dem Reich der Mitte mit neuen Sonderzöllen. Ab 1. September könnten diese im Volumen von 300 Milliarden Dollar verhängt werden und Waren wie Handys, Laptops, Spielzeug und Schuhe treffen. Peking kündigte zugleich Gegenmassnahmen an. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 02.08.2019)

Kurse und Renditen auf Tauchstation

Die Ereignisse sorgen dafür, dass Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft die Finanzmärkte in eine leichte Panik versetzte. Der SMI kam mit einem Wochenverlust von 1.6 Prozent noch eher glimpflich davon, der S&P 500 verzeichnete dagegen ein Minus von 3.1 Prozent und der DAX tauchte gar um 4.4 Prozent ab.* Wie gross die Angst der Anleger vor einer Eskalation des Streits zwischen den USA und China ist, zeigte sich am Rentenmarkt, der wieder verstärkt als «sicherer Hafen» angesteuert wird. Die Rendite der 30-jährigen deutschen Bundesanleihe rutschte am Freitag erstmals unter die Marke von null Prozent auf minus 0.006 Prozent. Hierzulande reichen die Minuszinsen sogar bis auf 50 Jahre. Die Schweizer Bonds mit dieser extrem langen Laufzeit rentieren derzeit mit minus 0.172 Prozent. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 02.08.2019)

Shopping-Boom

Trotz der betrübten Stimmung gibt es aber auch positive News. Inmitten eines Wachstumskurses befinden sich zum Beispiel die Einzelhändler in Deutschland. Die grösste Volkswirtschaft der Eurozone steuert auf ihr zehntes Wachstumsjahr in Folge zu. Im ersten Halbjahr erhöhten sich die Erlöse laut Statistischen Bundesamt um 2.9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Branchenverband HDE geht davon aus, dass die Erlöse unter anderem dank des boomenden Online-Handels im Gesamtjahr um zwei Prozent zulegen werden. Dass die Kauffreude im Internet gross ist, zeigten die jüngsten Zahlen von Zalando. Im zweiten Quartal legte der Umsatz um mehr als ein Fünftel zu, der operative Gewinn verbesserte sich um 8.5 Prozent – damit wurden die Erwartungen übertroffen. Der Online-Modehändler sieht sich auf einem guten Weg und passte die Jahresprognose nach oben an. Zalando erwartet nun, die obere Hälfte der bisherigen Zielspanne des operativen Ergebnisses von 175 bis 225 Millionen Euro zu erreichen. Auch der schwedische Bekleidungskonzern Hennes & Mauritz (H&M) sowie der spanische Konkurrent Inditex konnten mit ihren jüngsten Quartalsberichten punkten.

Eine interessante Möglichkeit, in das Mode-Trio zu investieren, bietet der noch bis 7. August in Zeichnung stehende Callable Kick-In GOAL (Symbol: KDYSDU). Das Produkt ist mit einem Coupon von 10.00 Prozent p.a. sowie einem hohen Risikopuffer ausgestattet: Der Kick-In GOAL räumt den Aktienkursen von H&M, Inditex und Zalando knapp 50 Prozent Platz nach unten ein.

Quartalssaison bleibt im Fokus

Auch wenn mittlerweile mehr als die Hälfte der US-Konzerne ihre Bücher bereits geöffnet haben, stehen noch wichtige Bilanzen an. So werden am Dienstag nachbörslich die Zahlen von Unterhaltungsriese Walt Disney sowie am Donnerstag die Technologiekonzerne Dropbox, Uber und Symantec erwartet. Auch in Europa ist noch lange nicht Schluss. Hierzulande berichten unter anderem OC Oerlikon, Galenica und Zurich Insurance über ihren Geschäftsverlauf und in Deutschland legen in der neuen Woche allein sieben Unternehmen aus dem DAX ihre Bilanzen vor.

Aus konjunktureller Sicht wird es in den kommenden Tagen dagegen weniger spannend. In der Schweiz steht die Arbeitslosenquote am Freitag und in den USA die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe einen Tag davor an. Das Highlight dürfte die Veröffentlichung der BIP-Zahlen in Grossbritannien am Freitag darstellen. Die Zentralbank der Britischen Insel hat aufgrund der sich zuspitzenden Lage rund um den Brexit ihre Wachstumsprognose für das Königreich vorsorglich bereits gesenkt. Für 2019 und 2020 geht die Bank of England neu von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von jeweils 1.3 Prozent (zuvor: 1.5 und 1.6 Prozent) aus.

H&M vs. Inditex vs. Zalando (5 Jahre)*

Quelle: Thomson Reuters

*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.

Wichtige Unternehmenstermine

Datum Zeit Land Ereignis
05.08.2019 12:00 DE Linde
06.08.2019 06:45 CH OC Oerlikon
06.08.2019 07:00 CH Galenica
06.08.2019 07:00 DE Deutsche Post
06.08.2019 22:05 US Walt Disney
07.08.2019 07:00 CH Schmolz + Bickenbach
07.08.2019 07:00 DE Commerzbank
07.08.2019 07:00 IT UniCredit
07.08.2019 07:30 DE Wirecard
07.08.2019 07:30 DE Munich Re
08.08.2019 CH Adecco
08.08.2019 06:45 CH Zurich Insurance
08.08.2019 07:00 DE Thyssenkrupp
08.08.2019 07:00 DE Deutsche Telekom
08.08.2019 07:00 DE Merck
08.08.2019 US Dropbox
08.08.2019 US Uber
08.08.2019 US Symantec

Quelle: Thomson Reuters

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