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19. August 2019 – UBS Wochenkommentar Rück-/Ausblick

Die Unsicherheit nimmt zu

Die Schaukelbörsen haben sich in der vergangenen Woche nicht nur weiter fortgesetzt, sondern noch an Tempo zugelegt. Der VSMI ist am Donnerstag auf 21.1 hoch geschnellt und erreichte damit ein neues Acht-Monats-Hoch.* Es sind die anhaltenden Konjunktursorgen, welche die Marktteilnehmer ins Schwitzen bringen. Ein furchterregendes Rezessionssignal sendete dabei der Bondmarkt in den USA. Dort fiel Mitte der Woche die Rendite der zehnjährigen Anleihen hinter den Zweijährigen zurück. Eine derartige inverse Zinskurve könnte als Anzeichen für eine drohende Wachstumsminderung gelten, da die Marktteilnehmer die kurzfristigen Risiken für die Wirtschaft höher einschätzen als die langfristigen.

Im Abschwungmodus

Schnell machten sich wieder Zinsspekulationen breit. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Fed auf ihrer Sitzung im September den Leitzins gleich um einen halben Prozentpunkt nach unten schraubt, inzwischen auf ein Drittel geschätzt. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.08.2019). Selbst von der US-Notenbankerin Loretta Mester, die zuletzt gegen eine Senkung gestimmt hat, kommen einsichtigere Töne: «Ich könnte mir Szenarios vorstellen, wo wir die Raten senken.» Investoren erwarten darüber hinaus auch bei der EZB im September einen Schritt nach unten, um der lahmenden Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Laut der Statistikbehörde Eurostat legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni in der Eurozone gegenüber dem Vorquartal um 0.2 Prozent zu, zu Jahresbeginn betrug die Rate noch 0.4 Prozent. Bei der grössten Volkswirtschaft der Eurozone, Deutschland, ging das BIP sogar um 0.1 Prozent zurück. Die Gefahr, dass Deutschland in eine Rezession rutscht, beziffert das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) derzeit auf 43 Prozent. (Quelle: Die Welt, Medienbericht, 14.08.2019).

Zu den wichtigen Themen an den Börsen zählt in diesen Tagen auch Argentinien. Dort kam es zum zweitgrössten Absturz eines Aktienmarktes weltweit seit 1950. Der Leitindex verlor in US-Dollar gerechnet knapp 50 Prozent, nachdem der Staatschefs Mauricio Macri bei einem wichtigen Stimmungstest für die Präsidentschaftswahlen eine Niederlage einstecken musste.* Investoren fürchten, dass bei einem Wahlsieg der Opposition im Oktober das Land in alte Zeiten mit Verstaatlichungen und Devisenkontrollen zurückfallen könnten. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 13.08.2019).

Neue Brexit-Verhandlungen?

Apropos Oktober: Auch in hiesigen Breitengraden sorgt der Herbstmonat für Spannung. Am 31. Oktober läuft die Frist für Grossbritannien aus, sich mit der EU auf einen geordneten Brexit zu verständigen. In dieses Thema könnte in der neuen Woche etwas Bewegung kommen. Der britische Premierminister Boris Johnson möchte einem Bericht der britischen Tageszeitung «Guardian» zufolge den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. Die Besuche sollen voraussichtlich am Dienstag in Paris und Mittwoch in Berlin stattfinden. Darüber hinaus steht angeblich auch ein Telefonat mit EU-Ratspräsident Donald Tusk an.

Halbleiter-Aktien im Aufwind

Einen positiven Schlussakzent in der US-Berichtssaison sendete Nvidia und sorgte in der ganzen Branche für Auftrieb. Der Chiphersteller musste im zweiten Quartal zwar einen Gewinn- und Umsatzrückgang einstecken, dieser fiel aber dank guter Geschäfte in der Gaming-Chipsparte nicht so hoch aus wie von Analysten erwartet. Die Aktie schoss daraufhin am vergangenen Freitag um sieben Prozent nach oben.* (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.08.2019) Auch Branchen-Schwergewicht Intel konnte in der laufenden Quartalsaison überzeugen. Der Chiphersteller hob seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr leicht von 69 auf 69.5 Milliarden US-Dollar an. Der Kick-In GOAL (Symbol: KDRXDU) auf Intel und NVIDIA könnte in die aktuelle Situation passen. Nach unten räumt der Barrier Reverse Convertible den Titeln mehr als 40 Prozent Platz ein. Beim derzeit schwächsten Mitglied des Duos, Intel, liegt die Barriere 44.3 Prozent entfernt. Das Produkt stellt eine Renditechance von 9.29 Prozent (10.95 Prozent p.a.) in Aussicht. Die Laufzeit endet am 19.06.2020.

Ruhige Woche

Nur wenige wichtige Konjunkturdaten stehen in der neuen Woche auf dem Programm. Die grösste Aufmerksamkeit dürfte die Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes in Europa und den USA auf sich ziehen. Mit Blick auf mögliche nächste Zinsschritte wird die Veröffentlichung des Protokolls des Federal Open Market Committees (FOMC), das unter anderem die Chancen und Risiken der Wirtschaft definiert, interessant. Von Unternehmensseite wird es ebenfalls immer ruhiger. Aus dem SMI wird noch einzig Alcon seine Bücher offen legen. Daneben sind noch Zahlen aus der zweiten und dritten Börsenreihe wie Basilea oder auch Huber + Suhner zu erwarten.

Intel vs. Nvidia (5 Jahre)*

Quelle: Thomson Reuters

*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmenstermine

Datum Zeit Land Ereignis
20.08.2019 08:00 CH Handelsbilanz
20.08.2019 09:15 CH Industrieproduktion
20.08.2019 CH Alcon Quartalszahlen
20.08.2019 CH Huber + Suhner Quartalszahlen
20.08.2019 CH Basilea Quartalszahlen
21.08.2019 20:00 US FOMC Protokoll
20.08.2019 CH Kudelski Quartalszahlen
20.08.2019 CH Siegfried Quartalszahlen
22.08.2019 10:00 EZ Einkaufsmanagerindex
22.08.2019 14:30 US Erstanträge Arbeitslosenunterstützung
22.08.2019 15:45 US Einkaufsmanagerindex
20.08.2019 US Salesforce Quartalszahlen

Quelle: Thomson Reuters

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