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21. Juni 2021

Neue Töne von der US-Notenbank

Auf den ersten Blick liess das Fed an seiner jüngsten Sitzung alles beim Alten: Der Leitzins bleibt in einer tiefen Spanne von 0.00 bis 0.25 Prozent. Gleichzeitig schiebt die US-Notenbank die weltgrösste Volkswirtschaft mit dem gross angelegten Kauf von Anleihen und ähnlichen Wertpapieren an. Daran soll sich nichts ändern, bis erhebliche Fortschritte am Arbeitsmarkt und bei der Preisstabilität erreicht sind. Fed-Präsident Jerome Powell sieht hier das Ziel längst nicht erreicht. „Aber wir machen gute Fortschritte“, erklärte der oberste US-Währungshüter. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 16.06.2021)

Wie so oft entsprang das Überraschungsmoment der Fed-Sitzung aus den begleitenden Projektionen und Statements. Zunächst signalisierte die Notenbank, dass es bereits im kommenden Jahr und nicht wie bisher indiziert 2024 zur Zinswende kommen könnte. Fünf Mitglieder des 18-köpfigen Offenmarktausschusses erachten 2023 einen Leitsatz von 0.25 Prozent bis 0.50 Prozent für angemessen. Zwei Währungshüter setzten die Spanne sogar noch 25 Basispunkte höher an. (Quelle: Federal Reserve, Medienmitteilung, 16.06.2021)

Ein Signal in Richtung einer Anpassung der quantitativen Lockerung sendete Jerome Powell an der auf den Zinsbeschluss folgenden Medienkonferenz. Er umschrieb das zweitätige Treffen als ein „Reden über das Reden“. Der Offenmarktausschuss habe sich also Gedanken darüber gemacht, wie eine Eindämmung der Anleihenkäufe – im Fachjargon „Tapering“ – von statten gehen könnte. Bisher hatte Powell betont, dass die Notenbank nicht einmal darüber nachdenke, über eine Veränderung nachzudenken. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 17.06.2021)

SNB bleibt auf Kurs

Während der US-Aktienmarkt mit leichten Abschlägen auf die geänderte Wortwahl reagierte, schlug der Dollar nach oben aus. Gegenüber dem Schweizer Franken hat der Greenback seither um rund 2.6 Prozent aufgewertet (siehe Chart).* Diese Entwicklung dürfte ganz nach dem Geschmack der Schweizerischen Nationalbank sein. „Der Franken bleibt hoch bewertet“, stellte SNB-Präsident Thomas Jordan im Rahmen der Geldpolitischen Lagebeurteilung am vergangenen Donnerstag fest. Dementsprechend bleibt die Nationalbank bei der Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Gleichzeitig hält sie am Leitzins von minus 0.75 Prozent fest.

Was die Teuerung anbelangt, teilt Jordan in etwa die Einschätzung von EZB und Fed. „Sie dürfte im Verlauf des Jahres weiter ansteigen, dann aber wieder etwas sinken“, sagte er. Für das laufende und das kommende Jahr hat die SNB ihre bedingte Inflationsprognose moderat erhöht. Während sie für 2021 einen Preisanstieg von 0,4 Prozent erwartet, geht die Nationalbank für 2022 und 2023 jeweils von 0,6 Prozent aus. Über den gesamten Prognosezeitraum unterstellten die Nationalbank-Ökonomen einen stabilen Leitzins von minus 0.75 Prozent.

Derweil erwartet die SNB in der Schweiz 2021 eine Steigerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) von rund 3,5 Prozent. „Im März hatten wir noch mit einem weniger hohen Wachstum gerechnet“, erklärte der SNB-Präsident. Er begründete die Aufwärtsrevision mit einem geringer als erwartet ausgefallenen BIP-Rückgang im ersten Quartal. (Quelle: SNB, Mediengespräch, Einleitende Bemerkungen von Thomas Jordan, 17.06.2021)

Nike präsentiert Resultate

Nach dem EZB-Beschluss der vergangenen Woche und den jüngsten Sitzungen von Fed und SNB ist am kommenden Donnerstag die Bank of England (BoE) an der Reihe. Die britischen Währungshüter sehen sich mit einer ähnlichen Gemengelage konfrontiert wie ihre Kollegen. Auf der einen Seite gilt es, die Wirtschaft aus dem Corona-Tal zu führen. Gleichzeitig hat die Teuerung auch auf der Insel angezogen. Im Mai lag die Inflationsrate mit 2.1 Prozent über dem Zwei-Prozent-Ziel der BoE. Gleichwohl rechnet keiner der 67 von Reuters befragten Ökonomen damit, dass sich an der aktuellen Geldpolitik, der Leitsatz beträgt 0.1 Prozent, etwas ändert. Die Mehrheit der Experten hat eine Zinserhöhung erst für 2023 auf dem Zettel. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 18.06.2021)

Neben dem BoE-Treffen stehen in der neuen Woche verschiedene Stimmungsbarometer an. Dazu zählen Einkaufsmanagerindizes aus den USA und der Eurozone sowie das ifo Geschäftsklima und das von der GfK ermittelte Verbrauchervertrauen für Deutschland. An der Wall Street stehen darüber hinaus Daten zum Häusermarkt, die Lagerbestände aus dem Detail- und Grosshandel, der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter sowie finale Zahlen zum BIP im ersten Quartal auf dem Terminkalender. Traditionell legt Nike kurz vor der eigentlichen „Earnings Season“ Ergebnisse vor. Am Donnerstag berichtet der weltgrössten Sportartikelkonzern, wie es ihm im Schlussquartal des Fiskaljahres 2021 (per 31. Mai) ergangen ist.

USD/CHF

(5 Jahre, in CHF*)

Stand: 21.06.2021; Quelle: Bloomberg
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.

Wichtige Termine

Datum Uhrzeit Land Ereignis
22.06.2021 16:00 EZ Verbrauchervertrauen Juni 2021
22.06.2021 16:00 US Häuserverkäufe Mai 2021
23.06.2021 09:30 DE Einkaufsmanagerindex Juni 2021
23.06.2021 10:00 EZ Einkaufsmanagerindex Juni 2021
23.06.2021 14:00 US Baugenehmigungen Mai 2021
23.06.2021 15:45 US Einkaufsmanagerindex Juni 2021
23.06.2021 16:00 US Häuserverkäufe Mai 2021
24.06.2021 08:00 DE Importpreise Mai 2021
24.06.2021 10:00 DE ifo Geschäftsklima Juni 2021
24.06.2021 13:00 GB BoE: Zinsentscheidung
24.06.2021 14:30 US Persönliche Konsumausgaben 1. Quartal 2021
24.06.2021 14:30 US BIP-final 1. Quartal 2021
24.06.2021 14:30 US Lagerbestände Detailhandel Mai 2021
24.06.2021 14:30 US Lagerbestände Grosshandel Mai 2021
24.06.2021 14:30 US Auftragseinfang langl. Wirtschaftsgüter Mai 2021
25.06.2021 k.A. US Nike Quartalszahlen
25.06.2021 08:00 DE GfK Verbrauchervertrauen Juli 2021

Stand: 21.06.2021; Quelle: Thomson Reuters

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