Urlaubsgefühle und Konjunkturpessimismus
15. Juni 2020 – UBS Thema im Fokus
Urlaubsgefühle und Konjunkturpessimismus
Der Sommerurlaub rückt immer näher und die Menschen suchen verstärkt den Weg zurück in die Normalität. Bereits ab dem heutigen Montag dürfen nicht nur Touristen aus Deutschland, Norwegen und Island wieder nach Dänemark einreisen, auch die Schweiz öffnet ihre Grenzen zu den EU- und Efta-Staaten. Ab dem 1. Juli zieht dann auch Spanien nach und lässt potenzielle Urlauber aus dem EU-Raum wieder ins Land.
Turbulenter Steigflug
Der Hoffnungsschimmer für die Tourismusindustrie wird an der Börse bereits gefeiert. Aktien von Fluggesellschaften wie der Deutschen Lufthansa oder auch des Duty-Free-Spezialisten Dufry kletterten in den vergangenen vier Wochen um mehr als 40 Prozent empor, der Kurs des Reisesveranstalters TUI avancierte sogar um 73 Prozent.* Auch wenn die Kurven zuletzt wieder steil nach oben zeigten, könnte bedingter Teilschutz bei einer Investition in diesem Bereich nicht schaden. Quasi eine doppelte Sicherung bietet der noch bis 17. Juni in Zeichnung stehende Kick-In GOAL (Symbol: KGPHDU) auf die beiden Fluggesellschaften Air France-KLM und Deutsche Lufthansa. So ist die Barriere nicht nur 50.00 Prozent von den Startkursen entfernt, auch handelt es sich bei der Schwelle um eine European-Variante. Das bedeutet, dass die Barriere nur zum Schlussfixing aktiv ist, sodass den Basiswerten während der Laufzeit „freier Flug“ gewährt wird. Die Gewinnchance beläuft sich auf 14.25 Prozent p.a.
Dass die Börse keine Einbahnstrasse ist und ein Risikopuffer bei Investitionen am Kapitalmarkt nicht schaden kann, zeigte die Korrektur in der vergangenen Woche. Nicht nur die „Urlaubsaktien“ mussten wieder etwas Federn lassen, auch der Gesamtmarkt kam unter Druck. So verlor der Dow Jones am letzten Donnerstag 6.9 Prozent, der grösste Rücksetzer seit Mitte März.*
Im Abschwungmodus
Spielverderber fanden sich gleich mehrere: Schwache Konjunkturdaten, das Fed und der Corona-Virus. Denn noch ist Covid-19 nicht verschwunden und hält die Welt weiter in Atem. So mehrten sich zuletzt Anzeichen für ein Wiederaufkommen der Pandemie. Beispielsweise nehmen die Infektionszahlen in den USA, Brasilien, Russland und selbst in China weiter zu. Das Reich der Mitte hat am Sonntag den grössten Anstieg an bestätigten Coronavirus-Neuinfektionen seit zwei Monaten verzeichnet. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 14.06.2020)
Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Industriestaaten-Organisation OECD warnte bereits, dass eine zweite Infektionswelle die wirtschaftliche Erholung deutlich verlangsamen könnte. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 11.06.2020) Damit stehen die Experten nicht alleine da, die US-Notenbank hatte in ihrer jüngsten Sitzung ebenfalls warnende Worte im Gepäck und damit die Wall Street beunruhigt. „Vor der Wirtschaft liegt ein sehr unsicherer Weg“, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Nach Ansicht des Währungshüters wird ein „erheblicher Teil“ der Menschen auf längere Zeit arbeitslos bleiben. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 10.06.2020)
Auch in Europa geben die Konjunkturdaten keinen Grund zur Entwarnung. So haben die Industriebetriebe im Euro-Raum ihre Produktion wegen der Corona-Krise im April so stark gedrosselt wie noch nie. Insgesamt belief sich das Minus gegenüber dem Vormonat auf 17.1 Prozent. Das ist deutlich mehr als beispielsweise in der Finanzkrise 2008/09, als die Rückgänge mit drei bis vier Prozent deutlich gemässigter ausfielen. Die OECD prognostiziert der Wirtschaft in der Euro-Zone für 2020 ein sattes Minus zwischen 9.1 und 11.5 Prozent. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 12.06.2020)
Spannende Tage voraus
In den kommenden Tagen müssen sich Anleger auf weitere Konjunkturdaten gefasst machen. Am Dienstag legt das ZEW seinen Konjunkturindikator für die Euro-Zone vor. Hier erwarten Marktteilnehmer einen kleinen Lichtblick und gehen davon aus, dass sich die Aussichten gegenüber dem Vormonat etwas verbessert haben. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 12.06.2020) Am gleichen Tag werden in Übersee die Zahlen zur Industrieproduktion sowie die Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Am Mittwoch stehen in Europa Inflationsdaten an und am Donnerstag wird in den USA neben Arbeitslosenzahlen auch noch der Philly-Fed-Herstellungsindex erwartet.
Zudem melden sich verschiedene Währungshüter in der neuen Woche wieder zu Wort. Am Donnerstag tagen sogar zwei Notenbanken: die SNB und die BoE. Die Sitzung in Grossbritannien wird besonders spannend, denn Notenbankgouverneur Andrew Bailey bestätigte kürzlich, dass Minuszinsen „aktiv geprüft“ würden. (Quelle: Handelsblatt, Medienbericht, 08.06.2020)
Air France-KLM vs. Deutsche Lufthansa (5 Jahre, nur zu illustrativen Zwecken, Angaben in %)
Quelle: Thomson Reuters, Stand: 12.06.2020
*Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Termine
Datum | Uhrzeit | Land | Ereignis |
15.06.2020 | 08:30 | CH | Erzeuger- und Importpreise |
16.06.2020 | 05:00 | JP | BoJ Zinssatzentscheidung |
16.06.2020 | 07:45 | CH | SECO wirtschaftliche Prognosen |
16.06.2020 | 11:00 | EZ | ZEW Konjunkturerwartungen |
16.06.2020 | 14:30 | US | Einzelhandelsumsätze |
16.06.2020 | 15:15 | US | Industrieproduktion |
17.06.2020 | 08:00 | GB | Verbraucherpreisindex |
17.06.2020 | 11:00 | EZ | Verbraucherpreisindex |
18.06.2020 | 09:30 | CH | SNB Zinssatzentscheidung |
18.06.2020 | 13:00 | GB | BoE Zinssatzentscheidung |
18.06.2020 | 14:30 | US | Erstanträge Arbeitslosenunterstützung |
18.06.2020 | 14:30 | US | Philly-Fed_Herstellungsindex |
19.06.2020 | 08:00 | GB | Einzelhandelsumsätze |
19.06.2020 | 10:00 | EZ | Leistungsbilanz |
Quelle: Thomson Reuters, Stand: 12.06.2020
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