Börsenausblick: Worauf Anleger jetzt achten sollten
Montag, 24. September 2018
Börsenausblick: Worauf Anleger jetzt achten sollten
Während die starke Konjunktur und wachsende Unternehmensgewinne für steigende Kurse sprechen, stellt der Handelsstreit ein echtes Risiko für die globalen Akteinmärkte dar. Wir zeigen, wie UBS CIO GWM die weiteren Aussichten einschätzt und zu welcher Ausrichtung die Kapitalmarktprofis den Investoren raten.
An der Börse gibt es keine Verschnaufpausen. Nahezu ununterbrochen laufen Meldungen, Konjunkturindikatoren oder Unternehmensresultate über den Ticker. In den vergangenen Jahren überwogen dabei die positiven Schlagzeilen. So legte beispielsweise die Weltwirtschaft in 2016 um 3.2 Prozent zu, 2017 waren es 3.8 Prozent und nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds soll das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr gar um 3.9 Prozent expandieren. In guter Form präsentierten sich zuletzt auch die Unternehmen. Laut Datenspezialist Factset haben die S&P 500TM-Unternehmen 2017 ihr Ergebnis je Aktie im Schnitt um 10.8 Prozent steigern können, beim STOXXTM 600 errechnet sich ein Plus von 14.5 Prozent. Das Wachstum der globalen Konjunktur und Unternehmensgewinnen bescherten den Aktienmärkten einen steten Aufwärtstrend. 2018 bestimmt dagegen ein negativ behaftetes Schlagwort zusehendes den Newsflow: Protektionismus. Der Handelsstreit und seine möglichen Folgen halten die Investoren rund um den Globus in Atem.
In der Zoll-Spirale
Getreu seinem Motto «America First!» verfolgt vor allem Donald Trump eine protektionistische Handelspolitik. Bereits im Januar 2018 kündigte der US-Präsident Zölle auf importierte Solarmodule und Waschmaschinen an, welche am 7. Februar in Kraft traten. Nachdem die Staaten im März Abgaben auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren verhängt hatten, verschärfte der Präsident die Tonart immer weiter und nahm dabei China ins Visier: Anfang Juli führten die USA Zölle auf Waren im Wert von 34 Milliarden US-Dollar ein, die aus dem Reich der Mitte importiert werden. Peking verhängte postwendend einen Obolus auf US-Einfuhren in gleichem Umfang. (Quelle: Thomson Reuters Medienbericht, 06.07.2018)
Noch können die skizzierten Auseinandersetzungen den Börsen relativ wenig anhaben. Der MSCITM World Index bewegte sich Mitte August 2018 knapp über dem Niveau von Ende 2017. An der Wall Street herrschte sogar eine ausgeprägte Kauflaune. Der US-Leitindex S&P 500TM notierte zum Stichtag nur knapp unter dem Allzeithoch. Derweil verlaufen die Aktienmärkte auf dem alten Kontinent mehr oder weniger in einem Seitwärtstrend.* Mark Haefele, Chief Investment Officer (CIO) im Global Wealth Management (GWM) von UBS, führt den nach wie vor bestehenden Optimismus auf gute Unternehmensgewinne, ermutigenden US-Beschäftigungsdaten sowie eine geringere Zahl an negativen Konjunkturüberraschungen in der Eurozone zurück.
Das Negativ-Szenario
Allerdings könnten die Märkte seiner Ansicht nach die von den Zöllen ausgehende Gefahr unterschätzen. Das gilt laut Haefele vor allem für mögliche Zweitrundeneffekte oder zollfremde Massnahmen. Dem Experten zufolge werden die Zölle zwangsläufig die Versorgungsketten beeinträchtigen, sobald sie eine ausreichende Verbreitung erreichen. Da die US-Wirtschaft nicht besonders abhängig von der Nachfrage aus China ist, könnte Peking alternative Massnahmen ergreifen. Neben offensichtlichen Schritten wie der Schwächung der Währung oder dem Verkauf von US-Treasuries zählt Haefele die Drosselung der Lieferung wichtiger Komponenten in die USA sowie die Belastung von US-Unternehmen mit mehr Bürokratie zu Pekings Optionen.
Dem CIO zufolge könnten Zweitrunden- der zollfremde Massnahmen viel stärkere negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne haben. Das gelte vor allem dann, wenn sie Chinas Fähigkeiten beeinträchtigen, die notwendigen Strukturreformen oder den Schuldenabbau zu bewerkstelligen. UBS CIO GWM hat auf die skizzierten Risiken reagiert und die übergewichtete Position in globalen Aktien zurückgefahren.
Grund zum Optimismus
Grundsätzlich erachtet es Haefele jedoch als wichtig, investiert zu bleiben. Er hält es für durchaus möglich, dass sich jüngsten Zollandrohungen als Verhandlungstaktik erweisen. Wäre diese der Fall, blieben die Aussichten freundlich. In der Vergangenheit war es dem CIO zufolge eher falsch, zu vorsichtig als zu optimistisch zu agieren. Marc Haefele begründet diese These mit der historischen Entwicklung des S&PTM 500: In der Nachkriegszeit hat der US-Leitindex in Zeiträumen von sechs Monaten 2.3 Mal häufiger positive als negative Renditen erzielt. Bei einem Betrachtungszeitraum von fünf Jahren lag die entsprechende Quote sogar bei 5.8. (Quelle: UBS House View Monthly Letter, 19.07.2018)
Alles in allem käme es für Investoren nun zunächst darauf an, kein übermässiges Risiko einzugehen und sich auf das kurzfristige Abwärtspotenzial vorzubereiten. Haefele sieht verschiedene Möglichkeiten, mit denen sich Anleger für Portfoliowachstum positionieren, aber auch die kurzfristigen Risiken begrenzen können: Dazu zählt er beispielsweise die Beimischung von alternativen Anlagen wie Hedge Funds oder die Diversifikation über Länder und Sektoren. Als weiteres Instrument nennt der Kapitalmarktprofi die Anlage in Vermögenswerten, die von langfristigen Trends profitieren. Vor allem Aktien aus den Bereichen E-Commerce und Software haben zuletzt eine Outperformance erwirtschaft. Dahinter verbergen sich häufig Geschäftsmodelle, die von strukturellen Entwicklungen wie Bevölkerungswachstum und -alterung sowie Urbanisierung profitieren. Haefele hält solche Unternehmen für besser positioniert, um den Wachstums- und Handelssorgen standzuhalten, als stärker vom Konjunkturzyklus abhängige Gesellschaften. (Quelle: UBS House View Monthly Letter, 19.07.2018)
* Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
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