Warten auf die „EZB-Bescherung“
7. Dezember 2020
Warten auf die „EZB-Bescherung“
Nur wenige Konjunkturindikatoren erhalten an den Kapitalmärkten so viel Beachtung, wie der „Nonfarm payrolls“-Report. Jeweils am ersten Freitag des Monats legt das Arbeitsministerium in Washington die Job-Statistik vor. Der aktuelle Bericht hatte eine klare Botschaft: Am US-Arbeitsmarkt kommt die Erholung nach dem Corona-bedingten Kahlschlag immer langsamer voran. Im November wurden in den Staaten ausserhalb der Landwirtschaft 245’000 neue Stellen aufgebaut – der geringste Zuwachs seit letztem Mai, als sich die Lage zu bessern begann. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für den November im Schnitt knapp 470’000 zusätzliche Stellen erwartet. Die Beschäftigung in den USA bewegte sich im Berichtsmonat um 9.8 Millionen Arbeitsplätze unter dem Spitzenniveau des Februars 2020. Vor diesem Hintergrund und wegen der mehr denn je grassierenden Corona-Pandemie werden die Rufe nach weiteren real- und geldpolitischen Konjunkturhilfen lauter. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 04.12.2020)
Unterschiedliche Stellschrauben
Möglicherweise sorgte die Hoffnung auf baldige Impulse dafür, dass die Wall Street den schwachen Arbeitsmarktbericht gelassen aufnahm. Der S&P 500® Index setzte seinen Höhenflug fort und beendete die Woche mit einer neuen historischen Bestmarke.* Derweil stand der US-Dollar zum Monatsbeginn weiter unter Druck. Vor allem in Relation zum Euro muss der Greenback derzeit Federn lassen. Das Währungsduo EUR/USD ist zum ersten Mal seit Mai 2018 über die Marke von 1.21 US-Dollar gestiegen.* Noch hält sich die Europäische Zentralbank (EZB) mit Kommentaren zur jüngsten Aufwertungswelle beim Euro zurück. Doch das könnte sich in der neuen Woche ändern.
Am Donnerstag kommt der EZB-Rat zur letzten geldpolitischen Sitzung des Jahres zusammen. Zwar gilt es unter Experten als sehr unwahrscheinlich, dass das Gremium Änderungen an den Zinssätzen vornimmt. Doch rechnet der Konsens fest mit einer Ausweitung der so genannten Quantitativen Lockerung. Im Fokus steht dabei das aktuell auf ein Volumen von 1.35 Billionen Euro ausgelegte Anleihenkaufprogramm „PEPP“. Im Raum steht sowohl eine Aufstockung als auch die Verlängerung der momentan bis mindestens Mitte 2021 geplanten Massnahme. Daneben könnte der Rat an den Geldspritzen für die Banken, den so genannten TLTROs, Hand anlegen. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 04.12.2020)
Grosses Trading-Instrumentarium
In jedem Fall wird sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde an einer Medienkonferenz zu Wort melden. Dann könnte die Französin neben der Beschlusslage sowie den aktualisierten Konjunkturprognosen der Zentralbank auch den jüngsten Verlauf beim Euro kommentieren. Trader, die sich im Vorfeld der Sitzung am FX-Markt positionieren möchten, finden auf KeyInvest das passende Instrumentarium. UBS bietet dort nahezu 500 Hebelprodukte auf das Duo EUR/USD an.
Folgen für die Einheitswährung könnte auch die weitere Entwicklung beim Dauerthema Brexit haben. Nach Einschätzung des irischen Aussenministers Simon Coveney ist das Handelsabkommen zwischen der EU und Grossbritannien „zu 97 oder 98 Prozent“ fertig. Allerdings brachte selbst ein direktes Telefonat zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem britischen Premierminister Boris Johnson am Samstag keinen finalen Durchbruch.
Nachdem sich die Chefunterhändler zu weiteren Gesprächen getroffen haben, möchten die beiden Spitzenpolitiker heute Abend erneut miteinander sprechen. Neben den Fischerei-Rechten sowie den Garantien für einen fairen Wettbewerb gilt die Regulierung der künftigen Beziehungen als Brexit-Knacknuss. Die Zeit drängt: Ohne Abkommen drohen Zölle den Waren- und Dienstleistungsfluss zwischen den beiden Wirtschaftsräumen ab dem Jahreswechsel empfindlich zu stören. (Quelle: Thomson Reuters, Medienbericht, 06.12.2020)
Neben EZB-Sitzung und Brexit-Gesprächen bleibt die Einführung der ersten Covid 19-Impfstoffe ein wichtiges Börsenthema. Darüber hinaus laufen an den kommenden Tagen eher wenige Konjunkturindikatoren über die Nachrichtenticker. Dazu zählen unter anderem die deutsche Industrieproduktion, die US-Konsumentenpreise sowie das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan. Vor allem die beiden letztgenannten Publikationen dürften die US-Notenbank interessieren. Bereits in der kommenden Woche steht die finale Fed-Sitzung 2020 auf der Agenda.
EUR/USD (5 Jahre, Angaben in US-Dollar)
Stand: 07.12.2020; Quelle: Bloomberg
* Bitte beachten Sie, dass vergangene Wertentwicklungen keine Indikationen für künftige Wertentwicklungen sind.
Wichtige Termine
Datum | Uhrzeit | Land | Ereignis |
07.12.2020 | 08:00 | DE | Industrieproduktion Oktober 2020 |
08.12.2020 | 07:45 | CH | Arbeitslosenrate November 2020 |
08.12.2020 | 11:00 | DE | ZEW Index Dezember 2020 |
08.12.2020 | 11:00 | EZ | BIP-revidiert 3. Quartal 2020 |
09.12.2020 | 07:00 | DE | Aurubis Quartalszahlen |
09.12.2020 | 22:00 | US | Adobe Quartalszahlen |
10.12.2020 | k.A. | US | Oracle Quartalszahlen |
10.12.2020 | 13:45 | EZ | EZB: Zinsentscheidung |
10.12.2020 | 14:30 | US | Konsumentenpreise November 2020 |
10.12.2020 | 17:40 | CH | Flughafen Zürich Verkehrszahlen November 2020 |
11.12.2020 | 08:30 | DE | Carl Zeiss Meditec Quartalszahlen |
11.12.2020 | 16:00 | US | Uni Michigan Verbrauchervertrauen Dezember 2020 |
Stand: 07.12.2020; Quelle: Thomson Reuters
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